Fallen auf dem spirituellen Pfad: Robert de Ropp, „Selbstvollendung“

Das Meisterspiel (Robert de Ropp)Robert de Ropp wurde bekannt mit dem Meisterspiel (veröffentlicht 1968 auf Englisch als The Master Game: Beyond the Drug Experience, deutsch 1978). Darin beschreibt er Lebensspiele, die Lebensziele reflektieren. Beim Meisterspiel geht es ums Erwachen. Andere Spiele sind zum Beispiel:

  • Das Religionsspiel mit dem Ziel Erlösung,
  • das Wissenschaftsspiel mit dem Ziel Wissen,
  • das Kunstspiel mit dem Ziel Schönheit.

Aus der Perspektive des Meisterspiels können andere Spiele mitunter absurd anmuten, zum Beispiel

  • das Spiel „Schwein am Futtertrog“ mit dem Ziel des Reichtums, oder
  • „Hahn auf dem Misthaufen“ mit dem Ziel Berühmtheit.

Robert de Ropps Spätwerk: Selbstvollendung – acht Fallen

Die Selbstvollendung ist de Ropps Spätwerk. Der Autor verstarb wenige Tage nach seiner Fertigstellung; es erschien 1988, im Jahr nach dem Tod des Autors.

Das Gehen des spirituellen Pfades nennt de Ropp die Arbeit. Die Unterscheidung zwischen der tatsächlichen Arbeit und dem Werk der Phantasie, der Scheinarbeit, macht das Buch für jeden Sucher lesenswert. Er beschreibt acht Fallen, und jeder ernsthaft Strebende darf sich aufgerufen fühlen, zu prüfen, inwieweit er in die eine oder andere Falle tappt:

  1. Das Denk- und Redesyndrom
  2. Das Anhängersyndrom
  3. Das Syndrom des falschen Messias
  4. Das Organisationssyndrom
  5. Das Syndrom der persönlichen Erlösung
  6. Das Syndrom der Überanstrengung
  7. Das Syndrom des sonntäglichen Kirchganges
  8. Das Syndrom des Guru-Fangens

Ein Zitat zur achten Falle – hier geht es um die Geheimnisse (Mysterien):

„Diejenigen, die in diese Falle gehen, verbringen ihr Leben damit, von einem Lehrer zum anderen zu gehen, und verlangen von jedem, dass er ihnen die Geheimnisse der Arbeit enthüllen müsse. Sie werden nicht und können nicht verstehen, dass es keine Geheimnisse gibt, die enthüllt werden können. Die Geheimnisse der Arbeit hüten sich selbst. Sie können nur durch die Praxis enthüllt werden, und diese Praxis muss eine bestimmte Ebene der Intensität und Kontinuität erreicht haben, bevor das Geheimnis entdeckt werden kann.“

Gott, Mensch, Kosmos: Alte und moderne Gnostiker – inneres und äußeres Wissen

De Ropp bezieht sich positiv auf Gnosis und die Gnostiker. Nicht alles klingt für mich überzeugend. Etwa wenn er zwischen alten und modernen Gnostikern unterscheidet und es so klingt, als wären die alten Gnostiker naiv oder relativ unwissend gewesen. Mir erscheint die Vorstellung plausibler, dass alle, die den inneren Quell in sich freilegen, aus dem gleichen Urwissen schöpfen. Unsere Sprache ist jedoch an die äußere Welt der Erfahrungen, der Sinne, der Gegensätze gebunden, und so steht jeder Erleuchtete vor der großen Herausforderung, für das im Kern Unsagbare Worte und Bilder zu finden. Diese Bilder werden sich an der Lebenswirklichkeit der Menschen orientieren und damit zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich klingen, auch wenn sie auf den gleichen Kern hinweisen. Ältere Autoren wie Madame Blavatsky oder moderne Quantenphysiker zeigen, wie moderne Erkenntnisse uralte Weisheit wieder-entdecken.

Robert de Ropp – Biochemiker und spiritueller Autor

Robert de Ropp war Biochemiker und hat eine Reihe wissenschaftlicher Beiträge publiziert, unter anderem über Pflanzenwachstum und Tumorforschung. Spirituell wurde er stark von Ouspensky und Gurdjieff beeinflusst, hat sich jedoch eine eigene Sichtweise erarbeitet. Zum Beispiel hält er es für wichtig, den Körper, das Vehikel für die spirituelle Reise auf der Erde, gesund zu erhalten, und stellte fest, dass seine Lehrer diesen Aspekt vernachlässigten.

Selbstvollendung: Schlüssel zu einem sinnvollen Leben

Das Meisterspiel

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3 thoughts on “Fallen auf dem spirituellen Pfad: Robert de Ropp, „Selbstvollendung“

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  3. Auch der Glaube an einen „Sohn Gottes“ ist ein überholter (veralteter) Guru-Glaube.
    Es gibt keinen jenseitigen Gott. Sondern es gibt in der Natur einen Bereich, der dem Menschen (genauer: dem Ich-Bewusstsein) ewig unzugänglich ist.
    Die Bibel ist vom göttlichem Geist durchdrungen, aber auch vom damaligen Zeitgeist beeinflusst. Zum Beispiel steht im Alten Testament, dass man die Heiden töten soll. Dies ist jedoch verwerflich.

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