Einige Worte aus dem Innersten von Karl von Eckartshausen

Karl von Eckartshausen (1752-1803) beschrieb den dreifachen Aufbau von Weisheitsschulen in seinem Werk Einige Worte aus dem Innersten: und Über die Perfektibilität des Menschengeschlechts, erschienen in Leipzig 1797:

Die Frage nach einer allgemeinen Weisheitsschule für die Menschheit

„Gab es je eine allgemeine Erziehungsschule der Menschen, eine allgemeine Weisheitsschule? Und welches waren ihre Geheimnisse?

Dies war die Frage seit einigen Jahrhunderten, und man dachte hierüber so verschieden nach. War diese Wahrheitsschule, wenn es je eine gab, ein Werk der Menschen? Eine Kombination von Verstand und Scharfsinn, oder war sie das Resultat von Erfahrung? Oder war sie nur ein gut gemeintes Bemühen edler Menschen? Wer hat diese Frage zufriedenstellend beantwortet, oder wer kann sie überhaupt beantworten?

Erkenntnisquelle und Aufbau der allgemeinen Weisheitsschule

Karl von Eckartshausen (* 28. Juni 1752; † 12. Mai 1803), deutscher Schriftsteller

Karl von Eckartshausen (* 28. Juni 1752; † 12. Mai 1803), deutscher Schriftsteller; Darstellung von Friedrich John; Quelle: Wikimedia Commons

Es gibt eine allgemeine Weisheitsschule, und diese besitzt einen himmlischen Lehrstuhl im Innersten des Geistes, von welchem alle Erkenntnis ausgeht. Diese Weisheitsschule hat ihr Äußeres – ihr Inneres – ihr Innerstes. Und dieses Äußere – Innere – und Innerste ist aneinander gekettet. Nur der, der das Äußere – Innere – und Innerste kennt, kann obige Fragen beantworten, denn nur er allein kennt das Ganze. Die Zeit war noch nicht gekommen, dass jene, die das Ganze kennen, hierüber sprachen.

Äußeres – Inneres – Innerstes / Vorhof – Tempel – Heiligtum

Das, was im Innersten dieser Schule als Kraft liegt, das äußert sich im Innern als Wirkung und im Äußern als Form oder Hieroglyphe. So hatte diese Weisheitsschule ihren Vorhof – ihren Tempel – ihr Heiligtum. Nur diejenigen, die in einem bestimmten Zeitalter im innersten Heiligtum waren, blickten durch den Tempel in die Vorhöfe. Jenen, die in den Vorhöfen und im Tempel waren, war das innerste Heiligtum noch verschlossen.

Wenige drangen in einem bestimmten Zeitalter vom Innern ins Innerste. Der größte Teil blieb in den Vorhöfen. Alle Veränderungen und Verwirrungen, die sich in dieser Schule ergaben, betrafen nur den Vorhof. Der Tempel und das Heiligtum blieben immer unverändert. Nur die Form ist den Gesetzen der Zeit und ihrer Veränderung unterworfen. Der Geist im Innern ist unveränderlich und ewig. Die Vorhöfe können entweiht, verunstaltet und entheiligt werden. Nie aber der innere Tempel, nie das innerste Heiligtum.

Weisheit herrscht im Innersten, Liebe im Innern. Und der aus der Liebe und der Weisheit ausgehende Geist sollte das Äußere beherrschen.

Vielfalt und Einheit der Religionen

Der Mensch – die Natur – Gott sind die Themen der Weisheitsschulen: Der Mensch im Vorhof, die Natur im Tempel und Gott im Heiligtum. Der Zweck der Weisheitsschulen war von jeher, den Menschen aus den Vorhöfen seines eigenen Selbstes in den Tempel der Natur, und durch die Natur ins innerste Heiligtum zu Gott zu führen. Sie nimmt Menschen aller Religionen in ihren Vorhof auf, weil es ihr Zweck ist, Menschen mit Menschen und den Menschen mit Gott zu verbinden. Die Unterschiede der Religionen bleiben in den Vorhöfen. Brüder treten jedoch mit Brüdern in den Tempel, und sie vereinen sich alle als Gesalbte (als Christen) im Heiligtum. Weisheit, Liebe und Wahrheit waren die Mittel, und werden immer die Mittel der Weisheitsschulen bleiben, um die Menschen zum großen Zweck der höchsten Vervollkommnung zu führen.

Diese drei Bildungsschulen waren, so lange die Welt besteht, mehr oder weniger miteinander verbunden. Ihre höchste Vollkommenheit bestand aber in der engsten Verbindung des Innersten mit dem Innern und des Innern mit dem Äußern.“

Zitiert nach Gnosis – Ströme des Lichtes in Europa

Diese Passage erinnert an Paracelsus, auch wenn dieser „nur“ von zwei Kirchen spricht – einer äußerlichen und einer innerlichen.

Siehe auch Das Wachsen des Inneren Menschen bei Karl von Eckartshausen.

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