Vom Weben des Seelen-Kleides: Scarborough Fair

Das traditionelle englische Volkslied Scarborough Fair war mir lange bekannt, bevor mich eine Freundin auf eine spirituelle Sichtweise brachte.

Kein irdischer Mensch kann die Bedingungen erfüllen. Wie kann man ein Hemd waschen mit Wasser von einer Quelle, aus der nie Wasser entsprang und in die es nie regnete? Zwischen dem Salzwasser und dem Strand gibt es kein Land. Mit einem einzigen Pfefferkorn kann man keine reiche Saat ausbringen, mit einer Sichel aus Leder wird man nicht gut pflügen können, und so weiter …

Das nahtlose Kleid kann auf das Seelengewand hinweisen. Die erneuerte Seele, die sich gereinigt und von den irdischen Bindungen gelöst hat, kann darin den Geist empfangen. Nur sie ist in der Lage, die Bedingungen zu erfüllen, denn sie ist nicht an die Beschränkungen dieser Welt und der Persönlichkeit gebunden.

Die im Refrain genannten Gewürze kann man wie folgt interpretieren:

  • Petersilie (parsley): Verdauungsmittel; soll Bitterkeit neutralisieren. Im höheren Sinne zur Auflösung bitterer Gefühle. Wurde u. a. von Paracelsus verwendet, der Heilung in einen ganzheitlichen, spirituellen Kontext stellte. Auch Symbol für Tod und Wiedergeburt.
  • Salbei (sage): Symbol für Kraft. Auch Heilmittel, mit Unsterblichkeit und Weisheit assoziiert.
  • Rosmarin (rosemary) symbolisiert Treue und Liebe. Im höheren Sinne die Treue zum innereigenen Wesenskern.
  • Thymian (thyme) steht für Mut – im höheren Sinne für den Mut, sich der Führung des wahren Selbstes anzuvertrauen, auch wenn die Konsequenzen für die Persönlichkeit nicht abschätzbar sind.

Mehr zum spirituellen Hintergrund in dem Beitrag Mani (3. Jh.) beschreibt den spirituellen Hintergrund zu „Scarborough Fair“.

Simon & Garfunkel: Filmmusik zu „The Graduate“

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