Fremdlingschaft in der Welt: Funny van Dannens „Freunde der Realität“ und Blavatskys „Stimme der Stille“

Hier ein Lied aus Funny van Dannens 2003 erschienenem Album „Herzscheiße“:

Wie kommt es, dass manche Menschen sich in dieser Welt fremd fühlen? Wenn sie nicht hier zu Hause sind, wo dann? Es ist schwer in Worte zu fassen – während van Dannen die „Freunde der Realität“ sehr ausführlich beschreibt, belässt er es bezüglich seiner Sicht bei der Feststellung, anders zu empfinden.

Der Mensch als zweifaches Wesen

Aus gnostischer Sicht ist der Mensch ein zweifaches Wesen, aus zwei Welten zusammengesetzt. Ohne Zweifel ist er Bestandteil dieser Natur, aus stofflichen Atomen und Molekülen aufgebaut, abhängig von Nahrung, Sauerstoff, Licht.

Doch er trägt ein Atom in sich, das aus einer ganz anderen Natur stammt – einer Welt vollkommener Harmonie. In manchen Menschen erwacht dieser Funke, er teilt seine Sehnsucht nach dieser ganz anderen Welt der Persönlichkeit des Menschen mit.

Wie reagiert die Persönlichkeit? Hält sie die Sehnsucht des geistigen Funkens für ihre eigene? Versucht sie, sie mit irdischen Zielen zu erfüllen? Strebt sie nach Liebe, Weltfrieden, versucht sie, ihre eigenen Grenzen zu überwinden, auf welche Weise auch immer? Erkennt sie, dass nichts Irdisches diese Sehnsucht dauerhaft stillen kann?

Der Erzähler dieses Liedes hat diesen Punkt erreicht: „… ich werde hier nie so zu Hause sein / Wie die Freunde der Realität“. Er ist müde vom Kampf der Gegensätze, vom Für und Wider, vom Streit zwischen dem scheinbar Guten und dem scheinbar Bösen. Er nimmt sich die Freiheit (oder kann nicht anders), keine Position zu beziehen: er hat offenbar keine politische Heimat, keine Meinung zur Rentendebatte und zur Stammzellendiskussion, er beurteilt die Regierung nicht.

HP Blavatskys „Die Stimme der Stille“

Das erinnert an die spirituelle Forderung, zur Stille zu kommen, wie sie z. B. sehr anschaulich formuliert in H. P. Blavatskys Werk „Die Stimme der Stille“ zu finden ist:

„Before the Soul can hear, the image (man) has to become as deaf to roarings as to whispers, to cries of bellowing elephants as to the silvery buzzing of the golden fire-fly.“

„Bevor die Seele hören kann, muss das Bild (der Mensch) genauso taub werden für Schreien wie für Flüstern, für das Rufen brüllender Elefanten ebenso wie für das silbrige Summen der goldenen Feuerfliege.“

Die „Freunde der Realität“ vertrauen auf ihren Verstand – sie sind clever, sie nutzen die Chancen, die sich ihnen bieten, sie verschenken nicht unnötig Geld („zahlen keinen Cent Steuern zu viel“, „warten, bis die Grundstückspreise steigen“, „mit dem Dax per Du“, „haben den Benzinpreis in den Köpfen“).

Die Stimme der Stille vertritt eine entschiedene Sicht auf den Verstand. Wer wie die „Freunde der Realität“ in dieser Welt nichts vermisst und auf materielle Ziele gerichtet ist, wird damit nichts anfangen können. Wer die sichtbaren Erscheinungen mehr und mehr als „Maya“ erkennt und vom Schein zur Wirklichkeit durchbrechen will, für den ist dieser Rat bestimmt:

„Der Verstand ist der große Zerstörer des Wirklichen. Der Schüler soll den Zerstörer zerstören.“

Das mag erschreckend klingen. Sicherlich ist nicht damit gemeint, verrückt zu werden, sodass man in dieser Welt nicht mehr zurechtkommt. Der Verstand ist ein notwendiges und nützliches Werkzeug. Bei vielen Menschen regiert jedoch das Werkzeug wie ein König, anstatt von höheren Kräften geführt zu werden.

Funny van Dannen: Meine vielleicht besten Lieder … Live 2010

Blavatsky: Die Stimme der Stille

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