In vielen Tempeln und Heiligtümern stehen leere Vasen oder Schalen. Sicherlich gibt es verschiedene Interpretationen. Eine davon lautet: diese Symbole weisen auf die Notwendigkeit des innerlichen „Leer-Werdens“ hin, wie sie auch in der oft zitierten Tee-Geschichte vom Schüler und vom Meister enthalten ist (siehe z. B. Isabel Büttgen):
Schüler: „Ich will alles lernen, alles was es gibt und was ich noch nicht weiß.“
Meister: „Trinke zuerst eine Tasse Tee.“
Schüler: „Nein, dazu habe ich keine Zeit – ich will lernen!“
Der Meister schenkt dem Schüler eine Tasse Tee ein und lässt die Flüssigkeit überlaufen, ohne inne zu halten. Schließlich fordert ihn der Schüler zum Einhalt auf.
Meister: „Dein Kopf ist ebenso voll wie diese überlaufende Tasse Tee. Zuerst musst Du leer sein, Dein Kopf muss frei sein – dann kannst Du wahrlich zuhören, verstehen und lernen.“
Gisbert zu Knyphausen hat diesen Gedanken meines Erachtens sehr zeitgemäß auf den Punkt gebracht:
In diesem Kopf ist kein Platz mehr
für all diesen Müll
…
Ich tausche alles was ich bin und war
gegen ein Leben ohne Angst
…
Oh Du großes schwarzes Loch
interstellare Müllkippe
ich vertrau Dir alles an
meine Sehnsüchte, meine Luftschlösser,
meine Kontodaten, meine sexuellen Vorlieben,
dies Ketten-Karussell meiner Ängste,
das sich seit 30 Jahren dreht und mich nicht aussteigen lässt
…
die tausenden von Wörtern und Sätzen, die Meinungen,
die in meinem Kopf rumschwirren und mich müde machen
…
ich vertrau sie Dir alle an.
In diesem Kopf ist kein Platz mehr
für all diesen Müll
Zur Übersichtsseite: Spirituelle Interpretationen von Rock- und Popsongs
Pingback: Gott im Menschen: Jethro Tull's My God | Spiritualität Dresden
Pingback: Spirituelle Selbsterkenntnis: "Werbistich" – Shaban und Käptn Peng | Spiritualität Dresden
Pingback: Spiritueller Hip-Hop: Shaban & Käptn Peng – Oha | Spiritualität Dresden
Pingback: Estas Tonne: Wer bin ich? Who am I? | Spiritualität Dresden
Pingback: Hermann Hesse: Narziß und Goldmund | Spiritualität Dresden
Pingback: Identität, die Zwiebel und das Ich | Spiritualität Dresden
Pingback: Vom Präsent-Sein im Hier und Jetzt | Spiritualität Dresden