Harry Styles: Sign of the Times

Mit Sign of the Times gelang Harry Styles (geboren 1994) 2017 ein Nummer-1-Hit in den britischen Charts.

Im Video sieht man den Sänger ohne technische Hilfsmittel durch die Lüfte fliegen. Vielleicht ein Bild für die Seele, die sich aus irdischen Bindungen löst? Deutlich wird gesagt, dass der Abschied notwendig ist:

We gotta get away from here
We gotta get away from here

Offensichtlich wird dieses Loskommen nicht durch den gewöhnlichen Tod erreicht. Es geht wohl um die Anteile des Menschen, die nach dem Tod des stofflichen Körpers bestehen bleiben:

If we never learn, we been here before

Das aktuelle Leben ist nicht die erste Erfahrung auf der Erde. Doch die entscheidende Lektion wurde bisher nicht gelernt. Styles singt von bullets, Kugeln, wie sie etwa aus Gewehr- oder Pistolenläufen abgefeuert werden. Vielleicht ein Bild für die Lektionen des Schicksals, die bisher nicht angenommen wurden: Warum bleiben wir immer wieder hier (auf der Erde) hängen, warum weichen wir den Kugeln aus?

If we never learn, we been here before
Why are we always stuck and running from
The bullets?
The bullets
We never learn, we been here before
Why are we always stuck and running from
The bullets?
The bullets

Das Karma sorgt dafür, dass unsere Taten auf uns zurückfallen. Nehmen wir das Karma an und lernen wir die Lektionen, dann werden wir frei für neue Erfahrungen. Nehmen wir die Lektionen nicht an, d. h. weichen wir der unangenehmen Erkenntnis aus, dass wir selbst die Ursachen gelegt haben für das, womit wir konfrontiert werden, dann bleiben wir in alten Mustern hängen, begegnen immer wieder ähnlichen Situationen, und der unsterbliche Wesenskern bleibt im Kreislauf der Wiedergeburten gefangen.

Die Zeichen der Zeit erkennen

Was ist das Zeichen der Zeit (Styles verwendet die Einzahl: Sign of the times)? Nach vielen vorbereitenden Erfahrungen ist nun offensichtlich die Zeit des Abschieds gekommen. Die erste Zeile Just stop your crying erinnert an Birds of Paradise: Dort fragt die Persönlichkeit, die die Seelenreise mit dem Verstand nicht begreifen kann:

How can I go ahead
When my eyes are becoming wet?

Sie weint ebenso wie hier der Mensch oder die Menschen, die Harry Styles anspricht. Ein Abschied tut weh – zumindest, wenn die Herrlichkeit des Ziels noch nicht erkannt wird. In Birds of Paradise tröstet die Seelenstimme den verstand-gesteuerten Menschen:

Save your tears, dry your eyes,
Said the birds of paradise.

Es gibt keinen Grund zu weinen – trockne Deine Tränen. Bei Harry Styles sind es, ähnlich nüchtern, die Zeichen der Zeit, die wir erkennen sollen.

Just stop your crying
It’s a sign of the times
Welcome to the final show
Hope you’re wearing your best clothes

Eine Zeitenwende steht an (final show) – nun gilt es, bereit zu sein: Trage Deine besten Kleider. In Weisheitsschriften wird damit oft das Seelengewand angedeutet (siehe zum Beispiel den Beitrag über das traditionelle englische Volkslied Scarborough Fair, das durch Simon & Garfunkel wieder populär wurde).

Entscheidend für den Weg der Befreiung ist einzig die Seelenreife. Hier gibt es keine Tricks, nur den nüchternen Blick auf den eigenen Zustand.

You can’t bribe the door on your way to the sky
You look pretty good down here
But you ain’t really good

Auf dem Weg zum Himmel kann man niemanden bestechen (bribe). (Vergleiche den Beitrag über Bob Dylan’s Saving Grace: The wicked know no peace and you just can’t fake it). Selbsterkenntnis ist gefragt. Sei ehrlich, irdischer Mensch: Wirklich gut bist Du nicht, auch wenn Du äußerlich gut wirkst. Das erinnert an die Bibelworte: Niemand ist gut, auch nicht einer. Anders ausgedrückt: Der irdische Mensch ist nur der Wegbereiter für das Seelenwesen. Die Raupe kann nicht fliegen, sie muss sich zum Schmetterling verwandeln lassen und dabei alles Alte preisgeben.

Durchbruch in eine neue Lebenssphäre

Es gilt, in eine neue Lebenssphäre durchzubrechen. Mit positiver Ausrichtung fällt der Abschied leicht, im Grunde ist es ein sehr freudiger Weg:

Just stop your crying
Have the time of your life
Breaking through the atmosphere

Von oben betrachtet, wirken die irdischen Sorgen nichtig (wie in Reinhard Meys Klassiker Über den Wolken). Bei Styles heißt es:

And things are pretty good from here
Remember everything will be alright

Treffen wir uns wieder?

Unterscheidungsvermögen ist gefragt, wenn es um ein Wiedersehen nach dem Abschied vom alten und dem Aufbruch in ein neues Leben geht. Im Songtext:

We can meet again somewhere
Somewhere far away from here

Wer ist mit „wir“ gemeint? Sicher nicht die stofflichen Körper – sie gehören zur irdischen Welt, sie sind aus Atomen und Molekülen dieses Lebensfeldes aufgebaut und nicht für ein Leben jenseits dieser Atmosphäre geeignet. Auch das Ich-Bewusstsein, das die eigene Person als getrennt von anderen wahrnimmt, wird auf dem befreienden Weg aufgelöst.

Bezieht man die Zeilen jedoch auf den höheren Aspekt im Menschen, der zum Beispiel als Perle oder Lotosblüte oder Rose oder göttlicher Funke angedeutet werden kann, dann ist ein Wiedersehen mit anderen Funken absolut sichergestellt. Auf dieser Ebene gibt es nicht die Einsamkeit des Ich-Bewusstseins – alle Wesen sind untrennbar verbunden. Aus Allein im Sinne von einsam, isoliert wird All-Eins, die All-Einheit.

Harry Styles, mit Sign of the Times

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