Katharer-Einweihung als Roman: Auf dem Weg zum Heiligen Gral (A. Gadal)

Wie erfolgte die Einweihung bei den Katharern in den südfranzösischen Pyrenäen, im Tal der Ariège? Antonin Gadal gab eine eindrucksvolle Antwort mit seinem Roman Auf dem Weg zum Heiligen Gral. Die alten Mysterien der Katharer, der zuerst 1960 auf französisch erschien (Originaltitel: Sur le Chemin du Saint-Graal. Les anciens mystères cathares; die dritte Auflage der deutschen Übersetzung erschien 1991).

Eingang der Höhle Lombrives; Urheber: Oscar at nl.wikipedia

Die Einweihungsgrotten im Sabarthez

Nach einem kurzen historischen Abriss werden die Einweihungshöhlen des Sabarthez beschrieben, der Region um Tarascon und Ussat-Ornolac. Einige der wichtigsten Grotten waren: Lombrives (die „Kathedrale“), Ussat, Ornolac, Bouan, Fontanet, Ramploques, Eremit. Der Autor arbeitete einige Zeit für den Tourismus-Verband Ussat-Ornolac-les-Bains, hat die Höhlen ausgiebig erforscht und zahlreiche Führungen gehalten.

Matheus durchläuft den Einweihungsweg der Katharer: Der Novize

Der Leser begleitet den jungen Matheus auf seinem Einweihungsweg. Matheus erreicht die Kirchen von Ussat gemeinsam mit seinem Vater. Dort verabschieden sie sich von einander: Matheus durchschreitet die symbolische Mauer – er wird sie frühestens in vier Jahren wieder durchschreiten, wenn er die Einweihung zum Bonshomme oder Parfait (Perfekten) vollzogen hat.

In der Stille im Innern der Pyrenäen und bei der klaren Tagesstruktur des einfachen katharischen Lebens gibt es kaum Ablenkungen. Kein Internet, kein Klick zum nächsten Unterhaltungs-Video …

Matheus beginnt als Novize, er arbeitet in den Werkstätten. Dort wird mit Mörsern Getreide gemahlen, Brot gebacken, Garn vorbereitet und gesponnen, es wird Öl aus Nüssen hergestellt. Die Novizen beginnen das Werk und bereiten alles vor – die älteren Brüder, die Parfaits, die Reinen, vollenden die Arbeit.

Die Bewohner des Sabarthez, einschließlich etlicher Adeliger, unterstützen die Katharer, zum Beispiel durch Lieferung von Getreide, Früchten, Flachs, Leinen oder Hanf.

Neben der Arbeit wird Matheus von einem Meister intensiv unterrichtet.

Die Grotte des Eremiten

Nach einiger Zeit beginnt der zweite Teil von Matheus‘ Einweihung. Nach einer Fastenzeit wird er in die Grotte des Eremiten geführt, wo sein Unterricht vertieft wird. Die Katharer liebten besonders das Johannes-Evangelium, sahen sich in der Tradition der Essener, und versenkten sich in die Bedeutung des Gralsbechers als Symbol höchster Einweihung.

In der Grotte Grand-Père werden Matheus und einige Kameraden angeregt, zahlreiche Symbole zu ergründen. Dabei werden weitere Bezüge zu früheren Einweihungsschulen deutlich: zu Rama, Krishna, Hermes, Moses, Orpheus, Pythagoras und Platon. In tiefen Meditationen erfährt der Kandidat Visionen dieser Eingeweihten.

Berg und Katharerburg Montségur
Der Berg Montségur mit der Ruine der gleichnamigen Katharerburg;
Urheber: User:Gerbil; Quelle: Wikimedia Commons

Vorbereitung auf die höchste Einweihung

Nun ist Matheus bereit für den nächsten Einweihungsschritt: In der Grotte des Eremiten wird er, im Kreise einiger Parfaits, in einem rituellen Dienst symbolisch von allem Niederen gereinigt. Es folgt eine weitere Fastenzeit in einer Einsiedler-Höhle, in der der Seelenkörper weiter wächst und sich von der Gebundenheit an den stofflichen Körper löst. Matheus‘ Einweihung steht im ägyptischen, aber auch babylonischen, hinduistischen und sogar atlantischen Erbe.

Vor der letzten, höchsten Einweihung in der Grotte Bethlehem muss die Raupe, das Bild für den irdischen Menschen, preisgegeben werden. Dieses Unterfangen beginnt in der Grotte Keplèr, der untersten von drei besonderen Höhlen, in der wie in einem Grab die niedere Natur stirbt. Nach vier Tagen steigt er auf zur Grotte Mès-Naut („immer höher“). Schließlich erfolgt in der Grotte Ka die Transformation vom Geistmenschen zur Lichtseele. In Meditationen ergründet Matheus die Auferstehung des Lazarus, den Jesus von den Toten auferweckte.

Bethlehem: Matheus wird zum vollkommenen Priester geweiht

Zum guten Ende wird Matheus‘ Einweihung mit einem rituellen Dienst in der Grotte Bethlehem abgeschlossen. Er wird in den Kreis der Parfaits aufgenommen und lebt fortan als selbstloser Diener des Höchsten.

Gadal erzählt mit einfachen Worten, die ein wenig an Hermann Hesses Siddharta erinnern: eine Erzählung ohne akademische Intellektualität, die sich mehr an die Seele richtet als den Verstand, der Fakten speichern will.

Wer es sachlicher mag, kann zu Das Erbe der Katharer vom selben Autor greifen. Wesentlich ausführlicher und aktueller ist Reiner Kleins Die Mysterien der Katharer. Zur Fortsetzung des spirituellen Erbes siehe Katharer und Rosenkreuzer: „Der Triumph der Universellen Gnosis“. Mehr Infos auf diesem Blog (mit weiteren Buch-Empfehlungen) unter dem Stichwort Katharer.

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