„Die Mysterien der Katharer“ von Reiner Klein

Reiner Klein hat sich seit 1986 intensiv mit den Katharern beschäftigt – nicht nur durch Literaturstudium, auch durch zahlreiche Reisen und Kontakte zu Kennern der Materie in Südfrankreich. Das vorliegende Buch erschien 2008, seit 2016 ist die dritte Auflage im Handel. Der Autor beschreibt darin nicht nur die Katharer-Geschichte im engeren Sinn, die man ungefähr zwischen den Jahren 1000 und 1330 verorten kann, sondern geht auch ausführlich auf geistesgeschichtliche Hintergründe und Gemeinsamkeiten mit früheren gnostischen Gruppen ein.

Katharer-Einweihung – ein zeitloser Weg der Läuterung

Obwohl Reiner Klein über beeindruckendes Wissen verfügt, wird an vielen Stellen deutlich, dass es im Grunde um etwas ganz anderes geht. Wer die Katharer wirklich verstehen will, muss selbst einen spirituellen Weg gehen. Dafür mag folgendes Zitat sprechen (S. 190 in meiner Ausgabe von 2016):

Einweihung ist also keine Evolution der Persönlichkeit und des persönlichen Verlangens. Sie ist auch keine Entwicklung der natürlichen Möglichkeiten, keine Teilung der feineren Körper vom grobstofflichen Körper. Einweihung bedeutet Wiedergeburt, Transmutation, die totale Umkehr der gesamten Persönlichkeit. Dieser Pfad der Entwicklung kann nicht dadurch verwirklicht werden, dass man einige erbauliche Bücher liest oder der Verstand aufgrund einer sogenannten „spirituellen Neigung“ einen Beschluss fasst. Diesem Pfad kann nur gefolgt werden durch eine totale Bewusstseinsveränderung. Nur ein erneuertes Bewusstsein, aus einem anderen Lebensfeld inspiriert, wird bei der notwendigen Neuorientierung helfen können. […]

Oft versteht ein Sucher auf dem Pfad nur sehr schwer, dass ihm sein Denken, seine intellektuellen Möglichkeiten überhaupt nichts nützen oder sogar ein Hindernis sein können, denn das Ich kann nicht seinen eigenen Untergang herbeisehnen. Nur ein neuer Wille, hervorgekommen aus dem Bewusstsein der wahren Seele, wird die Notwendigkeit des Pfades akzeptieren können. Dann wird das Herz des Menschen die Begegnungsstätte zweier Welten, der endlichen Welt und der Welt der Ewigkeit. Das Mysterium der Befreiung kann beginnen.

Gnostiker im Laufe der Jahrhunderte

Klein spannt einen weiten Bogen gnostischen Strebens von den Veden und Upanishaden über Samkhya, den Jinismus, über Laotse, die Essener, Marcion, Valentinus und Origenes. Er geht auf den „Katharerpapst“ Novatian ein, der während der Christenverfolgungen seinem Glauben treu blieb, anders als viele andere Würdenträger. Weiter geht es um Manichäer und Bogomilen – und immer wieder wird deutlich, dass Verstand und äußerliches Wissen in die Irre führen können, während direkte Erkenntnis aus Impulsen der erneuerten Seele den Menschen das Gemeinsame erfahren lässt, das alle diese Lichtsucher verbindet. Reiner Klein legt Wert darauf, dass die Bogomilen keine Vorgänger der Katharer waren, wie zuweilen angenommen wird. Während er die Bogomilen vorrangig in der Zeit zwischen 933 und dem 13. Jahrhundert verortet, sieht er die Entstehung des pyrenäischen Katharertums bereits im achten Jahrhundert.

Katharer: Einweihung in Höhlen in den Pyrenäen

Der Leser fühlt sich mitgenommen auf den Einweihungsweg der Katherer. Das Buch enthält das katharische Einweihungs-Ritual und stellt die Einweihungsschritte als zeitlose Wahrheit ins aktuelle Heute.

Bei den Katharern waren Priesterinnen wie Esclarmonde de Foix selbstverständlich.

Das Vermächtnis der Katharer

In weiteren Kapiteln geht es um Nachwirkungen der katharischen Wirksamkeit, um die Inquisition, um Waldenser, Rosenkreuzer, um Otto Rahn und Antonin Gadal.

Wer sich intensiv mit den Katharern beschäftigen möchte, ist mit diesem über 250 Seiten starken Werk gut versorgt. Am meisten Gewinn wird derjenige aus dem Buch ziehen, den es nach mehr verlangt als Daten und Fakten. Ein solcher Leser mag Bausteine für seinen eigenen Weg finden.

Zum Buch: Die Mysterien der Katharer von Reiner Klein

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