Jakob Böhme über die innere Bedeutung der Taufe und des Abendmahles

Jakob Böhme (1575 – 1624) bewies ungeachtet seiner geringen Bildung als Schuster tiefes Verständnis für die Mysterien des Christentums. Das zeigt sich in der Beschreibung der drei Prinzipien göttlichen Wesens von 1619, als er in Kapitel 23 über die Taufe und das Abendmahl schreibt. Dabei unterscheidet Böhme deutlich zwischen dem äußeren, für die irdischen Sinne wahrnehmbaren Geschehen, und dem inneren Geschehen, das sich an die wachsende Neue Seele, den Inneren Menschen, richtet. Kap. 23, Abschnitt 45:

Jakob Böhme über äußere und innere Taufe

Jakob Böhme
Posthumes Bildnis Jakob Böhmes; Portrait von Gottlob Glymann ohne Jahr

Nun spricht die Vernunft: Wie ist dann die Taufe / ich sehe doch nur Wasser und Worte?

Höre, liebe Vernunft, dein äußerer Leib ist auch nur in dieser Welt / darum muss ein äußerlich Wasser dazu sein: Aber gleich wie der verborgene Mensch Christus mit seinem reinen Element die Ausgeburt dieser Welt (als die vier Elementa, in welchen unser Leib steht) hält / und ist alles sein; Also auch hält er das äußere Wasser / und taufet mit dem innern Wasser seines Elements, mit dem Wasser des ewigen Lebens / aus seinem heiligen Leibe. Denn der Heilige Geist im Bunde taufet mit dem innern Wasser / und der Diener taufet mit dem äußern: Der äußere empfähet das irdische Elementische Wasser / und die Seele das Wasser des Bades in der Wieder-Geburt.

Jakob Böhme über äußeres und inneres Abendmahl

Im Abschnitt 51 geht es um das Abendmahl:

Also auch im Abendmahl. Das äußere ist Brot und Wein / wie dein äußerer Mensch auch irdisch ist / und das innere in seinem Testament ist sein (Christi) Leib und Blut / das empfähet dein innerer Mensch. Verstehe es recht: Die Seele empfähet die Gottheit / denn sie ist Geist / und dein neuer Mensch empfähet Christi wahrhaftigen Leib und Blut / nicht als einen Gedanken im Glauben (wiewohl der Glaube auch da sein muss) sondern im Wesen / dem äußern Menschen unfaßlich.

Die Unterscheidung zwischen innerem und äußerem Geschehen erinnert an Paracelsus‘ Unterscheidung der inneren und äußeren Kirche sowie an Karl von Eckartshausen, der sogar drei Ebenen beschreibt: das Äußere, das Innere und das Innerste, oder den Vorhof, den Tempel und das Heiligtum. Die Religion ist lebendig, wenn die äußeren Formen als Symbol des inneren Geschehens dienen; wenn Inneres und Äußeres verbunden sind. Fehlt das Innere, dann verkommen die äußeren Formen zu leeren Hülsen.

Beschreibung der drei Prinzipien göttlichen Wesens

Alles in Allem: Die Gedankenwelt des mystischen Philosophen Jacob Böhme

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