Die unsterbliche Rose: Cat Stevens‘ Lady D’Arbanville

1970 veröffentliche Cat Stevens Lady D’Arbanville zunächst als Single; im selben Jahr erschien der Song auf dem Album Mona Bone Jakon. Er wurde mehrfach gecovert, unter anderem von Elton John.

Lady D’Arbanville: Eine unglückliche Liebesgeschichte

Cat Stevens beschreibt eine unglückliche Liebesbeziehung: Die Dame schläft, er will sie am folgenden Morgen aufwecken, und sie soll seine Erfüllung sein. (Statt des englischen Wortes „fill“ könnte auch das französische „fille“ / Mädchen, Freundin gemeint sein. Elton John sang stattdessen „pill“ / Pille.)

My lady D’Arbanville, why do you sleep so still?
I’ll wake you tomorrow
And you will be my fill, yes, you will be my fill

Er leidet: Warum betrübt es mich so? Ihr Herz ist still, sie atmet flach, sie sieht kalt aus, ihre Lippen fühlen sich an wie der Winter, ihre Haut ist ganz weiß …

My lady D’Arbanville, you look so cold tonight
Your lips feel like winter
Your skin has turned to white, your skin has turned to white

Er hat sie geliebt, doch jetzt liegt sie im Grab. Er wird immer bei ihr sein – diese Rose wird nie sterben …

I loved you my lady, though in your grave you lie
I’ll always be with you
This rose will never die, this rose will never die

Die Deutung als unglückliche Liebesbeziehung liegt schon deshalb nahe, weil es einen klaren historischen Bezug gibt: Cat Stevens war mit dem Model Patti D’Arbanville zusammen, die später als Schauspielerin bekannt wurde. Während sie viel unterwegs war und ihre Karriere voran brachte, wollte er wohl eine ernsthaftere Beziehung, und litt unter der Trennung, als sie für einen Monat nach New York reiste. Als sie den Song hörte, war sie traurig – er bedeutete das definitive Ende ihrer Beziehung.

Lady D’Arbanville: Spirituelle Deutung

Eine Beziehung zu beenden, indem man den Partner (symbolisch) ins Grab legt, klingt sehr drastisch. Auch der Verweis auf die unsterbliche Rose passt nicht zur Vergänglichkeit der irdischen Liebe – ist es nur Schwärmerei? Kann man den Song auch anders verstehen?

Cat Stevens bedient sich des Symbols der Rose, das bei Rosenkreuzern für den unsterblichen, göttlichen Funken im Menschen steht. Auch Gustav Meyrink verwendete die Rose als Einweihungssymbol in seinem Roman Der Engel vom westlichen Fenster.

Der Sprecher wird sich des Schatzes im eigenen Wesen bewusst. Noch schläft der Gottesfunken in ihm, er ist bleich und schwach – doch nun, da er ihn erkannt hat, wird er ihn auch wecken, ihm Raum geben, ihn wachsen lassen. Er weiß: Nur auf dieser spirituellen Ebene wird er Erfüllung finden. Weltliches Glück ist vergänglich – diese Rose nicht.

Aus dieser Perspektive weist das persönliche Erleben auf etwas Höheres hin. Die irdische Liebe erinnert an eine Ebene, auf der Liebe nicht von Launen und persönlichen Vorstellungen abhängt, nicht kommt und geht, sondern als bleibender Zustand fortwirkt.

Das Grab kann in diesem Kontext ein Symbol für einen inneren Verwandlungsprozess sein. So wie in der Bibel Lazarus von einem kranken irdischen Zustand zum höheren Leben geführt wurde, als Jesus ihn aus dem Grab rief, so überwand auch Jesus selbst den Tod durch die Auferstehung. Maria Magdalena und Maria fanden das Grab leer. Im Ruf der Rosenkreuzer Bruderschaft (Fama Fraternitatis) finden die Brüder das Grab des C.R.C. (Christian Rosenkreuz) nach 125 Jahren – darin liegt sein vollkommen unversehrter Körper „in vollem Ornat“.

So betrachtet, steht Lady D’Arbanville in einer Reihe mit Liebesliedern, die mehr oder weniger deutlich eine höhere Ebene der Liebe andeuten, wie Scarborough Fair (traditionell / Simon & Garfunkel; siehe auch hier), oder Bob Dylans Love in Vain und Love Minus Zero. Von Cat Stevens selbst passt der oft gecoverte Klassiker The First Cut is the Deepest dazu.

Hier noch Elton Johns Version:

Cat Stevens: Album Mona Bone Jakon

Cat Stevens: Catch Bull at Four, mit dem er sich auf die 10 Ochsenbilder bezieht, die auch Leonard Cohen besungen hat

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