Jakob Böhme als Romanfigur: „Das ewige Bildnis“ von Edith Mikeleitis

Der Zugang zu Jakob Böhme (1575 – 1624) fällt nicht jedem leicht; man merkt seiner Sprache an, dass er nicht in unserer „modernen“ Zeit geschrieben hat. Vielleicht liegt es auch daran, dass er ein Schuster war, der Mühe hatte, seine klare innere Erkenntnis in Sprache zu fassen. Vielleicht ist er in dieser Hinsicht mit Einstein vergleichbar, der darum ringen musste, seine Einsichten in Formeln zu packen.

Jakob Böhme - Gemälde von Christoph Gottlob Glymann

Posthumes Bildnis Jakob Böhmes; Portrait von Gottlob Glymann ohne Jahr

Wie dem auch sei: es gibt einen wundervollen Roman über Jakob Böhme, den ich als wohltuend einfach zu lesen empfunden habe: Das ewige Bildnis von Edith Mikeleitis. Darin findet sich folgende Szene, in der der „Lapus“, ein materialistischer, goldgieriger Alchimist, auf Jakob Böhme trifft. Der Lapus erhofft sich Hinweise auf den „Stein der Weisen“, auf die Rezeptur zum Goldmachen. Böhme demaskiert ihn und macht sehr nüchtern deutlich, um welches Gold es geht. Einige Ausschnitte:

Es fehlte nichts in dem Gewölbe. Probier- und Windofen waren richtig gesetzt. Das Bord war angefüllt mit lang- und kurzhalsigen Kolben, mit Retorten und Glashelmen. Wannen und Kacheln, Alembike und Descensorien waren vorhanden.

Der Lapus zelebriert einen Versuch, an dessen Ende sich tatsächlich ein wenig Gold im Vorführkolben befindet. Böhme bleibt unbeeindruckt:

„Ihr habt das Zentrum naturae nicht in Euch, Magister, darum werdet Ihr auch keine Macht über die Quinta essentia als den Ursprung aller Verwandlung erlangen. Euch ist nur Betrug gegeben statt Weisheit. Könntet Ihr Sulfur, Mercurio und Sal als die drei Naturelemente in rechter Art zum Gold mischen, so wüsstet Ihr auch um die Signatur.“

[…]

„Euch ist das allergrößte Geheimnis nicht not zu wissen. Das ist denen offenbar, in denen Gott in seiner Geburt steht. Aber Ihr solltet ohne Trug leben. Gold ist das edelste Metall. Das lässt sich nicht zur Gestalt locken durch eine schmutzige Seele.“

Ein so kurzer Ausschnitt kann die Faszination des Romans nur sehr unzureichend spiegeln … Leider ist dieses Werk vergriffen und wird meines Wissens nicht neu aufgelegt. Im antiquarischen Handel kann man gelegentlich ein Exemplar erwerben. Vielleicht klappt es unter diesem Link: Das Ewige Bildnis

Wer sich mit der Farbgestaltung anfreunden kann, findet hier Online-Lesestoff.

Zur Übersichtsseite: Spirituelle Romane

Recent Related Posts

5 thoughts on “Jakob Böhme als Romanfigur: „Das ewige Bildnis“ von Edith Mikeleitis

  1. Pingback: Jakob Böhme über das Goldmachen (Aurora) | Spiritualität Dresden

  2. Pingback: Jakob Böhme über den alten und den neuen "Adam" | Spiritualität Dresden

  3. Pingback: Neu (2019): Jacob Böhme: Auf der Suche nach seiner Weltformel | Spiritualität Dresden

  4. Pingback: Mária Szepes: Der Rote Löwe | Spiritualität Dresden

  5. Pingback: Jakob Böhme über die Liebe | Spiritualität Dresden

Freue mich über Kommentare!