„Birds of Paradise“ von Peter, Sue & Marc

Zur Abwechslung mal ein Stück von einer Schweizer Gruppe, die mehrfach beim Eurovision Song Contest antrat: vier mal für die Schweiz mit Liedern in vier verschiedenen Sprachen (französisch, deutsch, englisch, italienisch) sowie ein Mal für Deutschland. Birds of Paradise wurde von Peter Reber (Musik) und Rolf Zuckowski (Text) geschrieben. Für mich eine Beschreibung der Seelenreise.

Kitschig? Kann man bestimmt sagen. Tiefgründig? Auf den ersten Blick nicht. Und auf den zweiten?

Vorschlag für eine spirituelle Interpretation

Die Ich-Erzählerin des Songs fragt, die Birds of Paradise antworten. Die Sucherin ist an die Grenze ihrer Welt gelangt. Sie sieht ein, dass sie das Ziel ihrer Sehnsucht hier nirgends finden kann. Nun nimmt sie die Seelenstimme wahr, die sie leiten will, und vertraut sich ihr nach und nach immer mehr an.

Doch es fällt ihr schwer, zu verstehen, was auf dieser Reise vor sich geht. Wie könnte sie es auch – die Seelenwelt liegt außerhalb alles dessen, was sie mit den Sinnen erfahren kann. Sie fragt mit den Werkzeugen des Verstandes, doch der ist hier denkbar ungeeignet.

Jeder derartige Weg beginnt mit Selbsterkenntnis:

Who are you, who am I,
Is it real? Do we touch the sky?

Das erinnert an die Inschrift auf dem Tempel von Delphi: „Mensch, erkenne Dich selbst!“ Weniger gut belegt ist die Fortsetzung: „Dann erkennst Du Gott.“

Der Verstand ist in der Scheinwelt gefangen, er kennt nichts anderes:

Nothing’s real, all disguise,
Said the birds of paradise.

Das ist nicht gerade tröstlich:

I’m afraid, can’t you see
Tell me where do you carry me?

Die Seele kann Trost spenden – das Ziel der Reise kann sie dem Verstand jedoch nicht so beschreiben, dass dieser es wirklich verstehen kann.

Die Seelenreise

You will soon realize
Said the birds of paradise.

Refrain:

Flying home, flying home,
To the land that you once had known
To the peace that once was true
For a little girl like you.

Kinder sind ihrem spirituellen Kern oft näher als Erwachsene. Aus größerer Perspektive gesehen: Der Urkern war schon immer im menschlichen System, weit länger als die gegenwärtige Inkarnation eines sterblichen Wesens. Er kennt seine Heimat, eine Sphäre der Harmonie ohne Gegensätze. Immer versucht er, die Sehnsucht nach seiner wahren Heimat dem Menschen mitzuteilen. Kinder sind dafür oft besonders empfänglich.

Flying home, flying home,
From a world that is made of stone
Till your heart is light and free
Like it once was meant to be.

Hier wird sehr deutlich, dass es nicht um eine Urlaubsreise zu einer fernen Insel geht, sondern um viel mehr: Es geht um den Abschied von der Welt der Materie. Es geht nicht um eine Reise im zeit-räumlichen Sinn, sondern um einen veränderten Schwingungsschlüssel, einen neuen Seinszustand. Wenn das Herz sich aus alten Bindungen löst, befreit es sich von irdischen Sorgen und wird immer empfänglicher für Seelenimpulse.

Dieser radikale Abschied fällt der Sucherin, dem irdischen Menschen nicht leicht:

Seelenreise: Abschied ins Zeitlose

How can I go ahead
When my eyes are becoming wet?
Save your tears, dry your eyes,
Said the birds of paradise.

Die Sphäre des göttlichen Urkerns ist zeitlos, liegt im ewigen Jetzt begründet. Das geht über den Verstand hinaus, der die Reise weiterhin mit zeitlichen Begriffen messen will.

But the time’s passing by
Say how long do we have to fly?
Moon will set, sun will rise
Said the birds of paradise.

Das irdische Leben läuft weiter, während im Verborgenen die Seele wächst und reift, solange der Mensch dem Weg trotz seines Unverstandes treu bleibt.

Schließlich übernimmt sie Führung des Lebens ganz und kann sich viel klarer als anfangs mitteilen. Auch wenn sie sich nicht mit Definitionen oder Beschreibungen aus der Erfahrungswelt einfangen lässt – der Mensch, der diesen Punkt erreicht, verfügt über Erfahrungen aus erster Hand, die seine Zweifel vertreiben.

Hear the sound, see the light
Now I know that our way was right!
Morning sun can make you wise
Said the birds of paradise.

Hier eine Version des Autors Rolf Zuckowski, gesungen von seiner Tochter Anuschka, in der Formation „Rolf Zuckowski und seine großen Freunde“.

Birds Of Paradise (Remastered 2015)
Golden Hits

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2 Antworten

  1. 18. Januar 2024

    […] Es ist ein uraltes, unausweichliches Thema der Spiritualität. „Mensch, erkenne Dich selbst“ stand auf dem Apollotempel zu Delphi. Musikalisch wurde die Aufforderung unter anderem bearbeitet von Estas Tonne („Who am I“), Carlos Santana („Spirit“) und Peter, Sue & Marc („Birds of Paradise“). […]

  2. 18. Januar 2024

    […] offensichtlich die Zeit des Abschieds gekommen. Die erste Zeile Just stop your crying erinnert an Birds of Paradise: Dort fragt die Persönlichkeit, die die Seelenreise mit dem Verstand nicht begreifen […]

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