Gott im Menschen: Jethro Tull’s My God
Jethro Tull singt über Gott im Menschen. Die Aufnahme stammt vom Isle of Wight Festival 1970, vor etwa 600.000 Zuschauern:
People, what have you done
Locked Him in His golden cage
Golden cage
Made Him bend to your religion
Him resurrected from the grave
From the grave
He is the God of nothing
If that’s all that you can see
Ihr Menschen, was habt Ihr Gott angetan? Ihr habt ihn in einen goldenen Käfig gesperrt und ihn Eurer Religion unterworfen. Er ist der Gott es Nichts – wenn das alles ist, was ihr sehen könnt.
Gleich darauf stellt er klar, dass er keine atheistische Sichtweise propagiert:
You are the God of everything
He’s inside you and me
Er ist der allumfassende Gott – er ist in Dir und in mir.
Missbrauche ihn nicht dazu, Deine irdischen Probleme zu lösen …
Gottsuche bei Rumi: Gott ist in Dir
Gott in sich selbst zu suchen und zu finden und nicht in äußeren Autoritäten oder den starren Formen einer dogmatischen Religion – eine im Grunde einfache Weisheit, die auch schon der persische Dichter Rumi seine Schüler lehrte:
Ich versuchte, ihn zu finden am Kreuz der Christen, aber er war nicht dort.
Quelle: Zitate zum Nachdenken
Ich ging zu den Tempeln der Hindus und zu den alten Pagoden, aber ich konnte nirgendwo eine Spur von ihm finden.
Ich suchte ihn in den Bergen und Tälern, aber weder in der Höhe noch in der Tiefe sah ich mich imstande, ihn zu finden.
Ich ging zur Kaaba in Mekka, aber dort war er auch nicht.
Ich befragte die Gelehrten und Philosophen, aber er war jenseits ihres Verstehens.
Ich prüfte mein Herz, und dort verweilte er, als ich ihn sah.
Er ist nirgends sonst zu finden.
Ian Andersons Flöte: Eine Referenz auf den Hindu-Gott Krishna?
Das Flötenspiel kann eine Anspielung auf den Hindu-Gott Krishna sein, den Gott der Liebe.
Auf Die Gathas – Weisheit der Sufis wird die Krishna-Symbolik sehr anschaulich erklärt, mit Verweis auf den persischen Dichter Rumi:
Ihren Ausdruck findet diese Liebe im Menschen, der sich davon durchdringen und erfüllen lässt. Dies gelingt nur dann, wenn der Mensch sich dafür leer gemacht hat.
Die Flöte symbolisiert in dieser Deutung das menschliche Herz. Eine Flöte ohne Hohlraum kann nicht klingen.
Der persische Dichter Rumi führte die Analogie fort. Wie wird der Mensch zum Instrument der göttlichen Liebe? Leid und Sorgen entsprechen den Löchern, die der Musiker in ein Rohr schneidet, um daraus eine Flöte entstehen zu lassen. Es ist also ein Erfahrungsweg nötig. Nicht jedes Rohr ist eine Flöte, nicht jedes Herz ein Instrument …
Die Krone aus Pfauenfedern, mit der man Schönheit und Wissen (das Auge) assoziieren kann, deutet an: Die Musik des Herzens kann durch den Kopf ausgedrückt werden. Mit der Flöte wird das Symbol der Pfauenfedern erst vollständig: Wissen ohne Liebe ist leblos.
Die Sufis stellen klar:
Kein irdisches Instrument kann jene Musik hervorbringen,
die dem Herzen entsteigt
und die sterbliche Seele zur Unsterblichkeit emporhebt.
Zur Übersichtsseite: Spirituelle Interpretationen von Rock- und Popsongs
Eine Antwort
[…] Dazu passt, dass „tube“ („brief elaboration of a tube“) mit „Rohr“ übersetzt werden kann. Sufis verglichen das menschliche Herz mit einer Flöte, also einem Rohr, das kunstvoll zu einem musikalischen Werkzeug geformt wurde. So kann auch das menschliche Herz durch Erfahrung und Leiden zu einem Werkzeug für göttliche Kräfte geformt werden. Siehe Ian Andersons Flötenspiel, zum Beispiel in Jethro Tulls My God. […]