Irdische und göttliche Zeit: Karl May, Gottesstunde
Die Frage nach der Zeit ist für mich eine der spannendsten im spirituellen Kontext. Gibt es in höheren Sphären als unserer Welt der Gegensätze noch Zeit? „Bei Gott sind tausend Jahre wie ein Tag“, heißt es in der Bibel im 2. Petrusbrief.
Karl May, dessen spirituelle Seite bereits auf diesem Blog Thema war, gibt eine erstaunlich tiefe Antwort in seinen „Himmelsgedanken“:
Gottesstunde
Du rechnest nach der Zeit der Erde
Und ahnst noch nichts von Himmelszeit.
Nach welcher Gott wohl rechnen werde,
Darüber weißt du nicht Bescheid.
Zwar hast du dem metallnen Munde
Die irdschen Zeichen eingeprägt,
Doch hörst du nicht die wahre Stunde,
Die tief in deinem Innern schlägt.Durch deine Zeit ward dir geboren
Des Lebens ganze, schwere Last;
Die wahre Zeit ging dir verloren,
Weil du sie nicht begriffen hast.
Nun schmerzt dich manche, manche Wunde,
Doch machte keine noch dich klug:
Du hast versäumt die Gottesstunde,
Als sie in deinem Innern schlug.Wills Gott in seiner Gnade geben,
Dass sie dir nochmals schlagen mag,
So trittst Du in ein neues Leben
An deinem ersten Himmelstag.
Nur lausche, lausche stets der Kunde,
Die dir dein Engel abwärts trägt;
Versäume nicht die Gottesstunde,
Wenn wieder an dein Herz sie schlägt!
Lesestoff (Hinweis: bezahlter Link):
Karl May: Himmelsgedanken – Gedichte
Früherer Beitrag: Die spirituelle Seite des Karl May: Läuterung / Himmelsgedanken
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