Johannes Anker Larsen: Ich will was ich soll – Theater und Spiritualität
Viele Menschen suchen, mehr oder weniger bewusst, nach Idealen: Wahrhaftigkeit, Aufrichtigkeit, echte Lebendigkeit, Reinheit, Frieden, Wahrheit, das Überwinden von Grenzen, Liebe … In allen Lebensbereichen kann man Spuren dieser Ideale finden. Manche suchen im Humanismus, andere in politischen Gruppen oder im Sport.
Anker Larsen und die Welt des Theaters
In Ich will was ich soll (alternativer Titel: König Lear von Svendborg; erschienen 1932) sucht die Hauptfigur Niels ihr Ideal in der Theaterwelt. Anker Larsen (1874 – 1957) kannte sich dort aus, er war selbst unter anderem Schauspieler und Dramaturg, ähnlich wie seine Romanfigur Jerdal.
Niels wuchs auf dem Land auf, er hütete Kühe und arbeitete als Müller. Freunde ermöglichten ihm ein Studium, und so legte er das Lehrerexamen ab.
Eines Tages erfasst ihn Faszination für die Welt des Theaters. Mit der Reinheit seiner Seele kann er tief in seine Rollen eintauchen; er verfügt über eine natürliche Begabung, sich in Charaktere einzufühlen, sie zu durchdringen und zu verinnerlichen. Theaterdirektor Jessen beweist Mut, als er Niels engagiert, nachdem dieser den König Lear vorspielte. Doch die Schauspielkarriere muss zunächst warten – Niels erhält Sprechunterricht.
Ideale und was im Leben daraus wird
Sehr feinfühlig beobachtet Niels, wie Schauspieler manchmal ihre Rollen ohne echten innerlichen Bezug zu ihrer Figur gleichsam mechanisch spielen. Das Theater steht unter harten wirtschaftlichen Zwängen, und etliche Schauspieler suchen Abwechslung in oft kurzlebigen Beziehungen.
Niels sieht seine Lebensaufgabe darin, „der Mensch zu werden, der ich sein soll“. Dazu zählt, alle Rückschläge im Leben vorbehaltlos anzunehmen, sich nicht gegen das Schicksal aufzulehnen, und die Bereitschaft, persönliche Ambitionen preiszugeben.
Das äußere und das innere Glück
Hier ein kurzes Zitat vom Ende des Buches aus einem Brief von Niels an Jerdal:
Es ist ja wohl etwas, zu dem wir hinwachsen müssen, aber es kommt eine Zeit, wo auch unser bewusster Wille notwendig ist. Ich wurde gezwungen, zwischen meiner tiefsten Neigung und meiner höchsten Pflicht zu wählen. Das hab ich auch getan. Das Glück, so wie ich es mir dachte, werde ich nicht erleben, aber ich sehe sehr deutlich die Möglichkeit zu einem anderen Glück vor mir, das nicht bestimmt wird von äußeren Umständen oder anderen Menschen; ein Glück, das tief in meinem eigenen Wesen ruht, eigentlich gerade ich selbst bin, wenn ich der Mensch werde, der ich sein soll. […]
Niels‘ Weg der Selbstüberwindung erinnert an die Selbstüberwindung in Larsens wohl bekanntestem, preisgekrönten Roman Der Stein der Weisen.
Anker Larsen: Ich will was ich soll
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