Buchempfehlung: „Der Sonnenstern“ – spiritueller Fantasy-Roman von Franz Binder
In diesem Werk tritt der spirituelle Pfad in seltener Klarheit und Originalität hervor. Binder entwirft eine eigene, umfassende Begriffswelt, die zunächst gewöhnungsbedürftig ist und in die ich gut eintauchen konnte. Auf dem Schauplatz, dem Kontinent Atlan, treten mehrere Götter in Aktion, die für gute und böse Kräfte stehen. Die Klarheit des Weges drückt sich zum Beispiel in folgendem Zitat aus (Taschenbuchausgabe 2008, Seite 287f.):
[…] Denn die eine Kraft ist weder dunkel noch hell, weder gut noch böse. Doch sie, die wesenlos ist, ohne Namen, ohne Anfang, ohne Ende, fließt aus in das Ehfem, die zweigespaltene Macht, in Gut und Böse, Licht und Dunkel, Elrach und Elroi. Die eine Kraft ist ohne Form und ohne Zeit, das Eine ohne ein Zweites, das Alles im Nichts, das Sein im Nichtsein, die Fülle in der Leere, selbstklingender Ton ohne Echo, selbstleuchtendes Licht ohne Schatten. Spiegelt sich die eine Kraft aber durch die Welt des Endlichen, so ist ihr Klang nur ein Widerhall des wirklichen Klanges und ihr Licht nur ein Abglanz des wirklichen Lichtes. Das Ehfem ist ihre Spiegelung in den vergänglichen Welten von Form und Zeit, die Form des Formlosen, die Zeit in der Ewigkeit. Von den zwei Strömen des Ehfem ist das Elrach der weiße Strom der Güte, das Elroi der schwarze Strom der Macht. Das Elrach ist das Schaffende, das Elroi das Zerstörende. Das Elrach ist das Licht, das Elroi das Dunkel. Keiner dieser Ströme aber ist die wahre, ursprüngliche Eine Kraft, die unnennbare, ewige, aus der sie hervorgehen. Aus dem unaufhörlichen Widerstreit der beiden Mächte aber entstand die Welt. Elrach und Elroi sind Vater und Mutter des Universums, Urelemente aller Schöpfung. Beide sind vonnöten, um die Welt zu schaffen und zu erhalten. Sie werden sich bekämpfen, solange die Welt besteht, aber keine vermag zu siegen, so wie die Flut nicht über die Ebbe zu siegen vermag und der Morgen nicht über den Abend. Jedes Lebewesen der vergänglichen Welten ist aus den Elementen beider Ströme geschaffen. Sie halten es fest auf dem Rad der Geburten und Tode, der Schule des Lebens, bis es die Illusion des Ehfem zu durchschauen lernt und zurückfindet zur Einen Kraft, bis es lernt, das Licht des Sonnensterns in sich selbst zu finden.
Hier noch eine kürzere Kostprobe (Taschenbuchausgabe 2008, Seite 500):
Der Tat und der Be’el sind die beiden Seiten der gleichen Münze, die in immer neuer Form gegeneinander aufstehen, um sich zu bekämpfen. Doch es kann nie einen Sieger geben in diesem Streit der beiden Seiten des Ehfem. Elroi und Elrach bekämpfen sich wie Tag und Nacht, ewig, solange die Welt besteht. Der Weg des Sonnensterns aber führt auf Messers Schneide zwischen Licht und Schatten in das eine Licht, das keinen Schatten mehr wirft.
Es gibt noch eine Art Nachfolgeroman, in dem einige der Figuren aus dem Sonnenstern wieder auftreten. Er heißt Der Name der Finsternis und spielt im 20. Jahrhundert.
Zu der einen, ursprünglichen Kraft, die sich in zwei Kräfte aufteilt, passt ein Zitat von Leonard Cohen aus dem Song Different Sides:
Though it all may be one in the higher eye
Down here where we live it is two
Der Sonnenstern – ein spiritueller Fantasy-Roman
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Eine Antwort
[…] Damit ist deutlich ausgesprochen, dass es um einen Weg aus der Dualität, der Welt der Gegensätze (von Rosenkreuzern auch als Dialektik bezeichnet) geht. Vgl. das Zitat aus dem Roman Sonnenstern. […]