Astrologie und Spiritualität – eine rosenkreuzerische Perspektive
Apollonius von Tyana war ein spiritueller Lehrer zu Beginn unserer Zeitrechnung. Rudolf Steiner hielt große Stücke auf ihn. Von Apollonius‘ Werk ist nicht viel erhalten – und manches Überlieferte mag gefälscht sein. Eine Ausnahme bildet das extrem kompakte Nykthemeron.
Jan van Rijckenborgh, einer der Gründer des Goldenen Rosenkreuzes, legte eine umfassende Interpretation des Nykthemeron vor. Im Kapitel zur Siebenten Stunde geht er auf die Astrologie ein und spricht dabei auch sehr persönlich von der Aufbauphase der Gruppe:
Astrologie und das Goldene Rosenkreuz
Es gibt eine Wissenschaft, die Sie kennen, entweder nur dem Namen nach oder aus Erfahrung. Diese Wissenschaft wird heute Astrologie genannt. In der Vorzeit stand sie bei einigen Völkern in hohem Ansehen. Mit Hilfe dieser Wissenschaft kann man feststellen, auf welche Weise die magnetischen Strahlen des Makrokosmos und Mikrokosmos in der Persönlichkeit wirken. Von dieser Wissenschaft geht unverkennbar eine große Verlockung aus, diese Wissenschaft beschreitet tatsächlich Sternenwege. Wir haben sie jahrelang persönlich ausgeübt. Fünfzehn Jahre lang wurde sogar Unterricht darin erteilt, und unsere Schüler wurden darüber belehrt, wie sie im Netz des Schicksals hängen, dass sie Gefangene sind, dass jeder Tag, ja jede Stunde ihres Lebens von den magnetischen Strahlen und ihrer Zusammensetzung bestimmt wird. Es wurde aufgezeigt, wie man das exakt feststellen und die Folgen sogar im Voraus wissen kann. Aber als sie das gut wussten und erfahren hatten und die Bestürzung über diese zügellose, magnetische Gewalt erlebt hatten, ging es um die Konsequenzen.
Das Nykthemeron des Apollonius von Tyana
erklärt von Jan van Rijckenborg
Aus „Siebente Stunde“
Astrologie und eine befreiende Perspektive
Doch nun geht es um die Konsequenzen. Die entscheidende Frage lautet: Was anfangen mit astrologischem Wissen?
War die Konsequenz dieser Wissenschaft:
„Wie verhalte ich mich als Gefangener im Netz des Schicksals? Wie verhalte ich mich in der Heimsuchung der magnetischen Strahlen? Wie fange ich ihre Schläge auf? Wie winde ich mich am vorteilhaftesten im Netz? Wie kann ich den besten Gebrauch davon machen, um mich durchs Leben zu schlagen, bis der Tod der Verbrennung darauf folgt?“Oder sollte die Konsequenz sein:
„Wie reiße ich mich aus dem Netz des Schicksals los? Wie komme ich zu einem befreienden Leben, in dem die Spinne des dialektischen Lebens mich nicht mehr aussaugt?“War die Konsequenz:
Das Nykthemeron des Apollonius von Tyana
„Wie folge ich mit Hilfe dieser Wissenschaft meinem Todesgang auf dem Fuße?“
Oder sollte es so sein:
„Da ich nun das Fatum gesehen und die Medusa angestarrt habe, nehme ich Abschied von dieser Wirklichkeit des Todes, um sie gegen die Wirklichkeit eines neuen Lebensganges einzutauschen?“
erklärt von Jan van Rijckenborg
Aus „Siebente Stunde“
Und so brach das Goldene Rosenkreuz mit der Astrologie:
Wenn Sie diesen Abschied vollständig feiern können, dann kommt die Gnosis mit ihrer allumfassenden Weisheit; und wir bitten wie Hermes Trismegistos bis zu dieser Stunde: „Oh, dass wir niemals in der Gnosis irren mögen.“ Wir haben seinerzeit Abschied von der horizontalen Ebene der Astrologie genommen, und wir wissen, dass es noch viele gibt, die sich von dieser Wissenschaft nicht lösen können, sehr zu ihrem eigenen Schaden.
Denn die Astrologie und ihre Anwendung sind, ihrer magischen Struktur wegen, sehr erdbindend. Das ist nicht schlimm für den Menschen, der erdgebunden und ichzentral sein und bleiben will, aber für den Menschen, der die Gnosis sucht, ist diese Wissenschaft unheilvoll.
Das Nykthemeron des Apollonius von Tyana
erklärt von Jan van Rijckenborg
Aus „Siebente Stunde“
Zum Buch: Das Nykthemeron des Apollonius von Tyana – Jan van Rijckenborgh
Neueste Kommentare