Körper, Seele und Geist – zwei Ebenen
In esoterischen und spirituellen Kreisen wird oft von der Drei-Einheit aus Körper, Seele und Geist gesprochen. Aus gnostischer Sicht gilt es dabei jedoch zwei Ebenen zu unterscheiden:
- die Ebene der Persönlichkeit mit dem sterblichen, physisch-grobstofflichen Körper, der Seele im aktuellen Lebenszustand des Persönlichkeitsmenschen und dem menschlichen Verstand, sowie
- die Ebene des ursprünglichen, unsterblichen Menschen mit dem ursprünglichen Körper und der Seele im ursprünglichen Zustand, die mit dem Geist verbunden ist.
Der sterbliche Persönlichkeitsmensch
Wir wollen nun etwas ausführlicher auf die drei Aspekte des Persönlichkeitsmenschen eingehen.
Beim Körper dürfte schnell klar sein: egal, wie spirituell ein Mensch lebt, sein Stoffkörper ist vergänglich, er altert und wird früher oder später seine Lebenskraft verlieren. „Denn Staub bist du, und zum Staub kehrst du zurück.“, heißt es im ersten Buch Mose. Dieser Körper ist eine biologische Lebensoffenbarung, er hat sich in langen Evolutionsprozessen entwickelt.
Die Seele des Persönlichkeitsmenschen verbindet den Körper mit dem Kosmos (Tierkreis und Sonnensystem): Sie empfängt Informationen aus dem Kosmos und leitet sie an den Körper weiter. Ihr energetischer Zustand leitet sich hauptsächlich aus dem Körper ab.
Den Verstand des Menschen sollte man nicht mit dem Geist verwechseln: Er analysiert, trennt, teilt ein und ist somit nicht gerade ein Organ der Einheit. Helena Blavatskys Stimme der Stille bringt es drastisch auf den Punkt:
„Der Verstand ist der große Zerstörer des Wirklichen. Der Schüler soll den Zerstörer zerstören.“
Etwas vorsichtiger formuliert geht es nicht darum, das Gehirnwerkzeug in seinen Möglichkeiten gewaltsam zu beschränken. Eher geht es darum, den Verstand nüchtern als Werkzeug zu sehen. Beim typischerweise kopflastigen Westeuropäer ist der Verstand oft der alleinige Herrscher, als der er nicht geschaffen wurde.
Fazit: Da die menschliche Seele im aktuellen Zustand von der unmittelbaren, bewussten Verbindung mit dem Geist getrennt existiert, sind sowohl Seele als auch Körper sterblich.
Körper, Seele und Geist: Der unsterbliche, ursprüngliche Mensch
Aus gnostischer Perspektive üben Begriffe wie Ewigkeit und Unsterblichkeit deshalb eine so große Faszination aus, weil sie an einen Zustand erinnern, den der ursprüngliche Mensch kannte. Auch wenn der aktuelle Körper und die aktuelle Seele sterblich sind, so ist doch ein Keim des Ursprünglichen im Menschen verblieben. Aus diesem Keim kann der volle Glanz dessen, was einmal war, wiederhergestellt werden.
Der Körper im ursprünglichen Zustand ist die Verwirklichung des göttlichen Plans und damit Offenbarungsgestalt und Instrument zur Mitarbeit an der göttlichen Schöpfung.
Die Seele im ursprünglichen Zustand ist die Vermittlerin zwischen Geist und Körper. Sie empfängt Impulse des Geistes und leitet sie an den Körper weiter.
Der Geist schließlich ist der eine Urquell, aus dem alles hervorgeht und zu dem alles zurückkehrt; die Urenergie, aus der alle Impulse und Kräfte entstehen. Er ist unerschöpflich, ewig.
Fazit: Da die ursprüngliche Seele und der ursprüngliche Körper mit dem ewigen Geist verbunden sind, sind beide unsterblich.
Sprachverwirrung
Die uneinheitliche Verwendung von Begriffen macht es spirituellen Suchern nicht einfacher, Klarheit zu gewinnen. Das gilt zum Beispiel für den Geist, wenn vom „menschlichen Geist“ gesprochen wird oder von „Geisteswissenschaften“. Es gilt auch für Liebe, die für die ganze Bandbreite von zwischenmenschlichen Bindungen bis hin zu höchsten Idealen herhalten muss. In älteren Sprachen werden die Ebenen deutlicher unterschieden, etwa im Lateinischen mit Amor und Caritas oder im Griechischen mit Eros und Agape.
Dieser Beitrag wurde inspiriert von einer Broschüre der Stiftung Rosenkreuz:
Das Gehirn und die Anatomie der Befreiung. Symposium.
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