Mirdad (Mikhail Naimy) über das Beten
Das Beten ist vielleicht die am meisten ausgeführte religiöse Tätigkeit – daher ist die Frage nach der inneren Haltung beim Beten nicht gerade unwesentlich.
Mikhail Naimy widmet dem Thema Gebet im Buch des Mirdad ein ganzes Kapitel. Einige Zitate:
„Ihr betet vergeblich, wenn ihr euch an irgendwelche anderen Götter wendet anstatt an euer eigenes Selbst. Denn in euch ist die Kraft des Anziehens, wie in euch die Kraft des Abstoßens ist. Und in euch sind die Dinge, die ihr anziehen wollt, wie auch die Dinge in euch sind, die ihr abstoßen wollt.
[…]
Gott hat euch nicht mit einem Teil seiner selbst versehen – denn Er ist unteilbar, sondern Er hat euch alle mit seiner ganzen, unteilbaren, unaussprechlichen Göttlichkeit ausgestattet. Könnt ihr ein größeres Erbe verlangen? Und wer oder was kann euch daran hindern, es in Besitz zu nehmen, als eure eigene Ängstlichkeit und Blindheit?
Mirdad verortet Gott nirgendwo anders als im Menschen selbst.
Anstatt dankbar für ihr Erbe zu sein und sich zu bemühen, es in Besitz zu nehmen, möchten einige Menschen – die blinden Undankbaren – aus Gott eine Art Abfallgrube machen, um ihre Zahnschmerzen und ihre Leibschmerzen, ihre Handelsverluste, ihre Streitigkeiten, ihre Rachegedanken und ihre schlaflosen Nächte hineinzuwerfen.
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Ja, mannigfaltig und verschiedenartig sind die Aufgaben, welche die Menschen Gott abtreten. Aber wenige Menschen scheinen zu bedenken, dass, wenn Gott tatsächlich mit so vielen Aufgaben belastet wäre, Er sie alle allein ausführen würde und niemanden benötigte, um Ihn anzustacheln oder an seine Aufgaben zu erinnern.
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Sprache kann zwar verwirrend sein – in vielen Begriffen steckt jedoch eine tiefere Weisheit, die uns im Alltagsgeschehen oft nicht bewusst wird. So kann man im Wort „Gebet“ die Aufforderung lesen, zu geben. „Geben ist seliger denn nehmen“, sagt das Sprichtwort. Wer betet, um etwas für sich zu bekommen, sendet eine andere Schwingung aus als derjenige, der betet aus der inneren Bereitschaft heraus, dem Gott in sich selbst und in anderen dienstbar zu sein und alles preiszugeben, was diesem Ziel entgegensteht.
Wenn ihr fähig seid, euer Blut mit einem beherrschenden Wunsch auszurüsten, der alle anderen Wünsche zum Schweigen bringt und in den Schatten stellt, und einem herrschenden Gedanken die Disziplin anvertraut und einem herrschenden Willen die Ausbildung und Befehlsleitung übertragt, dann könnt ihr sicher sein, dass dieser Wunsch erfüllt wird.
Mirdad misst einem gereinigten Blutszustand eine hohe Bedeutung zu. Das erinnert an Goethes Faust: Mephistopheles möchte den Vertrag mit Fausts Blut unterschrieben sehen und sagt: „Blut ist ein ganz besonderer Saft“. Es erinnert auch an das großartige Lied Am Fenster von City.
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Beten bedeutet daher, dem Blut einen herrschenden Wunsch, einen herrschenden Gedanken, einen herrschenden Willen einzuflößen. Das Selbst muss so abgestimmt werden, dass es in vollkommener Harmonie mit dem gelangt, um das ihr betet.
[…] Euch und jedem Menschen rate ich, um Einsicht zu bitten. Wer nach etwas anderem als danach hungert, wird niemals gesättigt werden.“
Wer nicht nur oberflächlich beten will, kommt um Selbsterkenntnis (Einsicht) nicht herum.
Ähnlicher Beitrag: Das rechte Gebet: Der weise Rabbi in Meyrinks „Engel vom westlichen Fenster“
Danke für diesen guten Blog über Mirdad.Er ist wirklich sehr interessant.Ich interessiere mich schon lange für Spiritualität und glaube das kann viel Kraft geben.Ich habe auch hier gute Information gefunden und habe mir eine Vorhersage machen lassen.charu.de/
Da ich es immer wieder spannend finde.