Bob Dylan: Lily, Rosemary and the Jack of Hearts – Spirituelle Transformation
Dylan’s faszinierender Song Lily, Rosemary and the Jack of Hearts wartete schon länger in meinem Hinterstübchen. Jetzt ist er lange genug dort herangereift, um darüber zu schreiben. Aus meiner subjektiven Sicht geht es um eine spirituelle Transformation. Es ist der zweite Song des hochgelobten 1975er Albums Blood on the Tracks, den ich hier aufgreife – nach Shelter from the Storm. Das Album Blood on the Tracks wurde 2020 und 2023 vom Rolling Stone Magazine auf Platz 9 der 500 Besten Alben aller Zeiten gelistet.
Hier die offizielle Album-Version von Lily, Rosemary and the Jack of Hearts:
Verschiedene Blickwinkel auf Lily, Rosemary and the Jack of Hearts
John Henry argumentiert auf Untold Dylan, der Song passe nicht zu dem Album. Nicht, weil er nicht gut sei, sondern weil er so anders sei als die anderen Songs: er bricht nicht die übliche lineare Zeitfolge auf, bezieht sich nicht auf (verlorene) Liebe, und wird nicht in der ersten Person erzählt.
Longandwastedyear.com mag ihn nicht, sowohl lyrisch (was zur Hölle passiert überhaupt?) und musikalisch (rhythmisch nervtötend).
Chris Gregory liebt den Song. Man könne ihn nicht festnageln. Dylan präsentiere ihn wie einen Reiteraufzug (cavalcade) von Szenen voller Rätsel, die sich der Auflösung entziehen.
David Weir (Bob Dylan Song Analysis) liefert erneut eine sehr fundierte Analyse, zeigt, dass die Geschichte gar nicht so geradlinig verläuft, wie sie zunächst wirkt, und mehr Ungereimtheiten enthält, als man meinen möchte.
Wie viele tolle Dylan-Songs hat auch dieser bei seinen insgesamt über 4000 (!) Live-Konzerten wenig Aufmerksamkeit erhalten: Laut Dylans Webseite wurde er nur ein einziges Mal live gespielt, 1976.
Eine spirituelle Perspektive auf Lily, Rosemary and the Jack of Hearts
Aus meiner Sicht rufen die Ungereimtheiten und Rätsel der äußerlichen Geschichte nach einer anderen Sichtweise: die Erzählung nicht wörtlich zu nehmen, wie ein spirituelles Gleichnis.
Früher dachte ich, Dylan sei eben ein Meister der Mehrdeutigkeit, der jedem Hörer genügend Optionen für eigene Interpretationen bietet. Wie Joan Baez in ihrem großartigen Song Diamonds and Rust sagte, an Dylan gerichtet: Du warst immer so wortgewandt / Und darin, die Dinge vage zu halten / Jetzt brauche ich etwas von dieser Vagheit …
Im Laufe der Jahre, und vor allem, nachdem ich sein Interview mit Karen Hughes 1980 gelesen habe, bin ich mehr und mehr davon überzeugt: Dylans Werk ist nicht nur gelegentlich spirituell, und nicht nur, weil er ab und zu in dieser Richtung inspiriert wurde. Vielmehr glaube ich, Dylans Werk ist ganz fundamental spirituell. Und so sehe ich seine Mehrdeutigkeiten nicht als willkürlich, sondern begründet in seiner Fähigkeit, jederzeit von einer wörtlichen, weltlichen Ebene auf eine spirituelle, abstrakte Ebene zu wechseln und dort Prozesse einer reifenden Geist-Seele zu beschreiben.
Ein Schlüssel zu vielen spirituellen Schriften liegt darin, alles, alle handelnden Personen und alle Orte als Aspekte in sich selbst zu erkennen. In diesem Sinne versuche ich, Lily, Rosemary and the Jack of Hearts zu ergründen, indem ich die vier Hauptfiguren, Lily, Rosemary, Big Jim und den mysteriösen Jack of Hearts (Herzbuben) als Aspekte in einem Menschen sehe, die eine spirituelle Transformation vollziehen.
Die vier Hauptfiguren: Lily, Rosemary, Big Jim und der Herzbube
Wodurch zeichnen sich die Hauptfiguren aus? Beginnen wir mit den Damen:
Rosemary (Rosemarie)
- sieht aus „wie eine Königin ohne Krone“
- klimpert mit ihren falschen Wimpern
- (wahrscheinlich) mit Big Jim verheiratet, hat es aber satt, die Rolle seiner Ehefrau zu spielen
- hat viel Schlechtes getan, sogar mal Selbstmord versucht
- versucht, noch eine gute Tat zu vollbringen, bevor sie stirbt
- träumt von einer Zukunft mit dem Herzbuben
Lily
- spielt Karten mit den Mädchen, zieht den Herzbuben
- Prinzessin, hellhäutig und lieblich wie ein (als?) Kind
- stammt aus einem zerbrochenen Zuhause, hatte viele sonderbare Affären mit Männern aus allen Lebensbereichen, die sie überall hin brachten
- allgemein bekannt, dass sie Jims Ring besitzt; nichts würde zwischen sie und den König kommen – außer vielleicht dem Herzbuben …
- liebt den Herzbuben, kann Jim nicht mehr ausstehen (meine Interpretation; die betreffende Strophe ist im offiziellen Text auf Dylans Homepage enthalten, wird auf der Albumversion aber nicht gesungen; die Bootleg-Version aus Vol. 14 „More Blood, More Tracks“ enthält die Strophe)
- nimmt am Ende die Färbung aus ihrer Frisur, denkt an ihren Vater, an das Gesetz, aber vor allem an den Herzbuben
Für mich geht es auf dem spirituellen Pfad wesentlich um die Verbindung zwischen Persönlichkeit und Seele. Die beiden Damen können für Seelenaspekte stehen, im Sinne von Goethes Faust: Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust … Eine ist auf diese Welt gerichtet, die irdischen, materiellen Anteile, und eine sehnt sich nach Höherem, das immaterielle Reich der Geist-Seele. Man kann die beiden unterscheiden, aber sie mögen nicht immer so klar getrennt sein wie in Goethes idealtypischer Beschreibung. Manchmal wird in der Spiritualität von nur einer Seele gesprochen, die zwischen zwei Welten steht und, oft durch schmerzliche Erfahrungen, geläutert wird, bis nur das Sehnen nach dem Leben der Geist-Seele übrig bleibt.
So gesehen, steht Rosemary für den weltlichen Anteil – sie hat „viel Schlechtes getan“. Aber sie hat es satt, sie hat genügend Erfahrungen gesammelt. Während sie mit Jim verheiratet ist, der für Reichtum, weltliche Macht und ein dickes Ego steht, sehnt sie sich nach dem Herzbuben. Sie ist bereit zu sterben, wenn sie noch eine gute Tat vollbringen kann – mit anderen Worten, bereit für ein Opfer (im Englischen und Lateinischen ist die Sprachverwandtschaft von Opfer und Heiligung deutlicher).
Lily teilt diese Sehnsucht, und auch sie scheint an Jim gebunden zu sein. Jedoch erscheint sie unschuldiger, reiner, trotz aller Affären, die sich durchlebt hat. Für mich ist sie Sinnbild einer Seele, die in eine Welt gefallen ist, in der sie nicht zu Hause ist, und so sucht sie den Heimweg. Im Netz (ich glaube in Youtube-Kommentaren) sah ich Diskussionen über die Bedeutung von precious as a child: lieblich, als sie ein Kind war? oder lieblich jetzt, wie ein Kind? So oder so für mich ein Hinweis auf die Reinheit, die sie in sich trägt – sie gehört einer höheren Sphäre an, auch wenn sie jetzt an die Erde gebunden ist.
Damit zu den Männern:
Big Jim
- reich und mächtig: ihm gehört die einzige Diamantenmine im Ort
- ist sich seines Status wohl bewusst, inszeniert perfekten Auftritt
- tut was er will, egal, welche Folgen es für ihn oder andere hat
- Erzähler erwähnt bereits in vierter Strophe, dass seine Macht-Insignien (Bodyguards und ein silberner Gehstock) dem Herzbuben nicht gewachsen sind
- überrascht Lily und den Herzbuben in der Umkleide; ein Revolver klickt, doch der Hörer erfährt erst zwei Strophen später, dass nicht etwa der Herzbube erschossen wurde; vielmehr war es Jim, der erstochen wurde, offenbar von Rosemary
Der Herzbube (Jack of Hearts)
- von den vieren am wenigsten klar beschrieben
- Dylan schafft es auf erstaunlich wenig konstruiert wirkende Art, jede der 16 Strophen mit seinem Namen abzuschließen, fast wie ein Mantram – sonst taucht der Name an keiner anderen Stelle auf
- erscheint großzügig und höflich in der zweiten Strophe, obwohl es zunächst heißt: wie der Herzbube
- Obwohl er 16 mal in 16 Strophen genannt wird (die Zahl 16 hat Dylan auch in Changing of the Guards verwendet), bleibt er etwas geheimnisvoll. Z. B. heißt es in der vorletzten Strophe, er sei die einzige Person, die fehlte; ähnlich in der Strophe davor, als die Bankräuber ohne ihn nichts weiter ausrichten können.
Ähnlich wie die Damen sehe ich auch die beiden Herren als Aspekte in einem Menschen: das Ego, das alles für sich selbst haben will, ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden („he laid it all to waste“ – so, wie wir im großen Rahmen mit dem Planeten umgehen), und ein Wesen, das einem höheren Ziel dient, indem es der Seele hilft, sich mit dem Geist zu verbinden.
Der „niedere“ Anteil im Menschen kennt anscheinend den höheren Anteil – wie eine vage Erinnerung, die man nicht genau abrufen kann. Vielleicht das Gewissen, das selbst beim egoistischsten Gebahren nicht ganz verstummen mag? So geht es Big Jim in der sechsten Strophe: Irgendwo hab ich das Gesicht schon gesehen, vielleicht in Mexiko oder auf einem Bild in irgend einem Regal …
Vier Figuren, eine spirituelle Transformation
Im Wesentlichen beschreibt der Song für mich eine spirituelle Transformation, bei der die Geist-Seele aktiviert wird (Lily trägt das Potenzial) durch ein Opfer des irdischen Seelenanteils (Rosemary), die ihr Schicksal ohne Zögern annimmt (sie blinzelt nicht mal am Galgen). So wird das Ego (Big Jim) überwunden, und der Herzbube kann sich endlich ungestört mit dem höheren Seelenanteil verbinden.
Passt der Rest der Geschichte zu diesem Kontext?
Mir ist bewusst, dass es viele gute, berechtigte Interpretationen zu diesem Lied gibt, und ich will mit niemandem streiten – nur ein paar Ideen anbieten.
Wenn die vier Hauptfiguren alle Aspekte eines Menschen darstellen, dann sollte der Rest der Geschichte in diesem Kontext auch Sinn ergeben, einschließlich der Nebenfiguren wie den Bankräubern – und nicht völlig willkürlich erscheinen.
Spirituelle Transformation: Licht ins System einlassen
Die Bankräuber erinnern mich an das Bild vom Menschen als Mikrokosmos (siehe Beiträge über Bob Dylans Señor und Leonard Cohens Avalanche) – eine kleine Welt. Eine magnetische Kugel umgibt den Menschen wie ein Firmament, in dem das Karma gespeichert ist. Der Mikrokosmos ist zwar unsterblich, jedoch in unserem heutigen Zustand degeneriert, das heißt höhere Energien kommen nicht so ohne weiteres herein. Die „Bankräuber“ bohren ein Loch in die Wand. Das lässt mich an Leonard Cohens Worte denken: In allem ist ein Riss / So kommt das Licht herein. Viele Menschen erleben etwas derartiges in tragischen Momenten. In tiefster Not, wenn wir uns gleichsam aufgeschnitten fühlen, sind wir oft empfänglicher für das Licht, als wenn alles nach unserem Plan läuft. Die Bankräuber nehmen alte Schätze mit, die für die jetzt anstehende Transformation keinen Wert haben. In Abandoned Love singt Dylan: Der Topf aus ird’schem Gold ist nur ein leeres Wort …
In diesem Zusammenhang sehe ich den „neue Farbanstrich“, den Lily in Strophe 10 erwähnt, als Bild für eine Erneuerung des ganzen Systems Mensch. Wie eine Renovierung, bei der alte Ideen, Gewohnheiten und irdische Bindungen aussortiert werden. Das ist noch keine fundamentale Verwandlung, aber eine Voraussetzung, um überhaupt neue Energien aufnehmen zu können.
Noch eine Zeile, die hier passt: Lily wusch ihr Gesicht, zog ihr Kleid aus und vergrub es – für mich ein Bild für Läuterung. Kleidung steht in der Spiritualität oft für das Seelengewand, zum Beispiel in Simon & Garfunkels Scarborough Fair. Erwähnt auch in Harry Styles‘ Sign of the Times und Dylans Isis sowie Aviciis Wake Me Up.
Der Backstage Manager mag sich auf das Unterbewusste beziehen, vielleicht sogar auf den rationalen Verstand, der nicht die Kontrolle über die Situation bekommt, die er gern hätte.
In diesem Zusammenhang finde ich es klasse, wie Dylan den Song beginnt. Starke Anfangszeilen sind eine Kunst für sich, und Dylan hat einige einprägsame geschaffen. Señor, señor fällt mir als erstes ein; hier in der Übersetzung von Peter Post: Señor, Señor, weißt du wohin es geht / Zum Krieg oder ist es schon zu spät? / Sieht so aus als war ich hier schon zuvor / Gibt‘s hier gar nichts Wahres mehr, Señor? Hier, in Lily, Rosemary and the Jack of Hearts, ist das Festival zu Ende, das Kabarett still geworden, das Glücksrad abgeschaltet. Der Sucher gibt seine weltliche Suche auf und wendet sich endlich der Wahrheit in sich selbst zu; er sucht nicht mehr nach etwas im Außen, das dort niemals gefunden werden kann. Genug ist genug.
Ich möchte es nicht zu weit treiben – falls das Folgende zu weit hergeholt klingt, verstehe ich das – dann bitte einfach stehen lassen und ignorieren. Vielleicht passt sogar das Kartenspiel in der dritten Strophe in das hier gezeichnete Bild. Dylan hat zum Beispiel in Changing of the Guards ebenfalls mit Karten gearbeitet, dem König und der Königin der Schwerter. Die Zahl zwei der zwei Königinnen, die Lily als Karten in der Hand hält, mag auf die Welt der Gegensätze deuten: Leben und Tod, Licht und Dunkelheit / Tag und Nacht, links und rechts, heiß und kalt, Liebe und Haß … Wenn sich die Seele nach einem anderen Lebenszustand sehnt, muss sie über die Gegensätze hinauswachsen. Vielleicht deutet die dritte Königin, auf die Lily hofft, das an. Für mich korrespondiert dieser Gedanke mit dem Bild vom Kreuz: der horizontale Balken steht für die Welt der Gegensätze, der vertikale Balken schneidet mitten hindurch und führt in eine andere Daseinsebene. Die dritte Königin mag mit dem vertikalen Balken korrespondieren, wie eine neue Dimension. Ein ähnliches Bild fand ich in dem empfehlenswerten Film Interstate 60: der dritte Weg …
Der Henker (hanging judge) vollzieht die spirituelle Transformation
Der Henker ist eines von vielen Beispielen in spirituellen Texten, das einem humanistischen Verständnis grausam erscheint – so, wie wir auch in Märchen viel Grausamkeit finden. Ich hörte einen Freund und Vater sagen, er lese deshalb seinen Kindern keine Märchen vor. Soweit ich weiß, können Kinder in aller Regel sehr gut mit Märchen umgehen, ohne schockiert oder gar geschädigt zu sein – sie empfinden die Erzählungen auf einer Seelenebene, die, anders als bei Erwachsenen, noch nicht vom rationalen Verstand getrübt wird.
Ich denke auch an das Alte Testament, das man als Erzählung eines sich entwickelnden Bewusstseins lesen kann, wobei alte Bewusstseinsaspekte „getötet“ werden, wenn neue entstehen. Zu einem spirituellen Verständnis siehe zum Beispiel den Beitrag über die berühmten Worte Auge um Auge, Zahn um Zahn. Oder denken wir an die große Schlacht in der BhagavadGita.
Vor diesem Hintergrund ist der Henker nur eine unpersönliche Kraft, die hilft, irdische Bindungen zu überwinden, indem sie sie „tötet“. Bei seinem ersten Auftauchen ist er betrunken und somit handlungsunfähig – ein noch schlummerndes Potenzial. Als seine Zeit kommt, ist er nüchtern und bereit, das zu vollziehen, was geschehen muss.
Im Körper können auf einem spirituellen Weg echte Kämpfe stattfinden. Nur sind nicht wir als Ego-Persönlichkeiten die Handelnden in diesem Kampf – wir können nur beobachten und uns für das Licht öffnen. Anfangs werden neue Impulse im Körper neutralisiert und ausgeschieden, bis der Moment kommt, in dem sie dauerhaft wirksam bleiben.
Wie ich vor nicht langer Zeit hörte, kämpfen bei der Verwandlung der Raupe in einen Schmetterling (ein Schmetterling wird auch in unserem Song in Strophe 6 erwähnt!) die alten „Raupen“-Zellen gegen die neuen „Schmetterlings“-Zellen, bis ein Punkt kommt, an dem letztere die Oberhand gewinnen und die Verwandlung vollzogen werden kann.
Das Kabarett: Zur Reparatur geschlossen, als die spirituelle Verwandlung sich vollzieht
Das Kabarett ist der Ort der Handlung dieser „Western“-Geschichte. Am Ende ist es „zur Reparatur geschlossen“ – eine fundamentale Neugestaltung des menschlichen Systems steht an, bevor ein neues Leben beginnt, das nicht mehr vom Ego dominiert wird.
Lily hat die Färbung aus ihrer Frisur genommen – es gibt nichts Künstliches in ihrem Wesen mehr, sie macht keine Zugeständnisse mehr an die materielle Welt. Sie denkt an ihren Vater (im Originaltext mit kleinem „f“ für father – vielleicht dennoch eine Anspielung auf Gott) und das Gesetz – wie das Leben einem Plan folgt. Ich denke hier an Ich hänge im Gleichgewicht eines perfekten Plans in einer Version von Dylans Every Grain of Sand; in einer anderen Version heißt es an dieser Stelle: … in der Wirklichkeit des Menschseins (reality of man). Der verwandelte Mensch ist sich bewusst geworden, wie alles mit allem verbunden ist.
Abschließende Gedanken zu Lily, Rosemary and the Jack of Hearts
Ich finde auch Dylans Singstil erwähnenswert: in der Albumversion singt er gar nicht mystisch-langsam-nachdenklich, wie man vielleicht in so einem Zusammenhang vermuten könnte. Stattdessen scheint er uns die Worte um die Ohren zu hauen mit seiner Kombination aus Text, Geschwindigkeit und Rhythmus, als wollte er sagen: Keine Zeit, nachzudenken (No Time to Think), lass es einfach in Dir wirken … Wenn ich Youtube-Kommentare ernst nehme, empfinden offenbar viele eine Art Magie des Songs, ohne mit den Worten allzu viel anfangen zu können.
Bevor ich es vergesse: die erste Strophe enthält noch einen typischen Dylan-Klassiker: Jeder vernünftige Mensch hatte den Ort bereits verlassen. Wer einem spirituellen Weg folgt, wird oft als Narr geschmäht werden. Dylan hat das selbst auf die harte Tour erfahren – sein Song Property of Jesus vom 1981er Album Shot of Love legt Zeugnis davon ab (übrigens ein Song, den er kein einziges Mal live spielte!).
Joan Baez hat, neben etlichen anderen, den Song gecovert, hier eine Live-Version von 1976:
Was bedeutet der Song für Dich? Lass es mich in den Kommentaren wissen!
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