Spirituelle Begriffe in der Alltagssprache: Werkzeug / „Werk-Zeuge“

Dieser Text knüpft an den vorigen Beitrag Spirituelle Begriffe in der Alltagssprache: Sein an. Dort wurde mir klar, dass Sein einerseits auf Existenz, Leben verweist und andererseits andeutet, dass ich mir nicht selbst gehöre, sondern „Sein“ bin, ihm gehöre – dem Schöpfer.

Wenn es gut steht, bin ich sein Werkzeug.

Quelle: Maja Petric, unsplash.com
Quelle: Maja Petric, unsplash.com

Werkzeug Gottes: Persönlich missverstanden

Solche Formulierungen erscheinen riskant. Vielen wurde bereits Überheblichkeit vorgeworfen, Anmaßung. Wie kann sich jemand zum Werkzeug Gottes erklären? Unter den zahlreichen Adressaten derartiger Kritik befindet sich auch Jakob Böhme, der wiederholt erklärte, seine Einsichten nicht aus eigenem Vermögen zu schöpfen. Auch Leonard Cohen traf diese Kritik im Zusammenhang mit seinem Song Going Home. Wer behauptet, von Gott inspiriert zu sein, mag sich so unangreifbar machen – er kann schließlich nicht menschlich irren.

Werk-Zeuge: Nicht ich bin der Urheber der Veränderung

Hier scheint mir Nüchternheit und Demut angebracht. Es geht gerade nicht darum, sich selbst zu erhöhen und den eigenen Einsichten einen besonderen Wahrheitsanspruch anzuhängen.

Bei der Pushpak-Bearbeitung der Werke Jakob Böhmes stieß ich auf eine erhellende Erläuterung: Aus Werkzeug wird dort Werk-Zeuge – als Singular: ein Zeuge der Werke Gottes.

Jakob Böhme: Mysterium Magnum

Im Kapitel 22 von Böhmes Mysterium Magnum geht es um die drei Männer im Hain Mamre (1. Mose 18.1-19). Vers 22 lautet (Pushpak-Version):

Dass aber der Geist sagt, Abraham habe es dem Knecht gegeben, um es zuzubereiten, darin deutet der Knecht den Diener an, denn dieser himmlische Tiermensch ist der Werk-Zeuge des Engelsmenschen, der zu einem Diener des Engelsbildes zubereitet wird.

Jacob Böhme, Mysterium Magnum, 42.22, Pushpak

Im Kapitel 66 geht es um Josef und Potiphar (1. Mose 39). Vers 69 lautet (Bemerkung in Klammern stammt aus der Pushpak-Bearbeitung):

So versteht uns hier teuer: Wenn der Mensch ganz in Gott gelassen ist, dann wird Gott sein Wille, und dann nimmt sich Gott nichts von dem an, was der Mensch tut, denn es ist ihm nicht zuwider, weil es Gottes Wille in sich selbst tut. Und so hört alle Sünde auf, und wenn sich auch Gottes Zornwille in ihm bewegte und Feuer vom Herrn des Himmels brächte, wie bei Elia, so ist doch alles recht vor Gott, denn der Mensch selber macht es nicht, sondern Gott durch ihn. Er ist das Werkzeug (bzw. der „Werk-Zeuge“), durch den Gott spricht und macht.

Jacob Böhme, Mysterium Magnum, 66.69, Pushpak

Ein Rosenkreuzer-Gebet: Zeuge sein

In einem Rosenkreuzer-Gebet heißt es sinngemäß:

Mögen wir Zeugen des Lichts sein, das in uns das Werk der Verwandlung vollbringt.

In dieser Verwandlung liegt kein eigenes Verdienst, es gibt keinen Grund für Stolz oder Überheblichkeit. Alles, was wir tun können, ist, uns für das Licht zu öffnen.

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