Jakob Böhme und das Rosenkreuz: Franz Spunda

Seit Jahren beschäftige ich mich mit Jakob Böhme und mit rosenkreuzerischem Gedankengut. Bisher sah ich zwar klare Parallelen, sehr weitreichende Übereinstimmungen, wenn auch mit unterschiedlicher Sprache. Direkte, konkrete Verbindungen waren mir jedoch nicht bekannt.

Auf Empfehlung einer Freundin las ich kürzlich Das mystische Leben des Jakob Böhme von Franz Spunda (1890 – 1963).

Franz Spunda: Österreichischer Autor

Franz Spunda im Alter von ca. 70 Jahren. Quelle: Wikimedia Commons, Urheber Fackel253013

Der Autor war mir bisher unbekannt. Dabei stand er im Kontakt mit dem von mir sehr geschätzten Gustav Meyrink, der zwei Werke Spundas in die von ihm herausgegebene Reihe Romane und Bücher der Magie aufnahm. Spunda schrieb ein Werk namens Das Weltbild des Paracelsus sowie den alchimistischen Roman Baphomet – eine Figur, die auch ins Meyrinks Werk eine Rolle spielt.

In Das mystische Leben des Jakob Böhme stellt der Autor sehr direkte Bezüge zwischen Böhme und dem Rosenkreuz her.

Jakob Böhme und das Rosenkreuz bei Franz Spunda

Der Roman ist offenkundig sehr gut recherchiert, die bekannten Fakten stimmen. Vergleiche zum Beispiel Lebensgeschichten über Jakob Böhme, zusammengestellt bei Pushpak. Allerdings habe ich bisher keine weiteren Belege für rosenkreuzerische Verbindungen bei Jakob Böhme gefunden, mit einer Ausnahme: Es ist überliefert, dass Böhmes Grab ursprünglich den rosenkreuzerischen Ausdruck Aus Gott geboren – In Jesus gestorben – Durch den Heiligen Geist versiegelt trug.

Im Roman, in meiner Ausgabe der Edition Pleroma von 2008 (Original 1961) auf Seite 88 heißt es:

Als er [Jakob Böhme] durch die Sporergasse zum Untermarkt einbog, glaubte er zu sehen, dass eine schwarze Gestalt ihm entgegenkam, doch er hörte keine Schritte. Es wurde ihm unheimlich zumute. Er blieb stehen, die Augen starr auf den Entgegenkommenden gerichtet. Plötzlich brach der Mond zwischen den Wolken hervor und ließ die Dinge vor ihm deutlich erkennen. Er stand vor dem Kreuzbrunnen, von einer Menschengestalt war nichts zu sehen. Da hörte er eine Stimme: <Schau auf das Rosenkreuz!>

Das Wort hatte er noch niemals gehört. […]

[Ein paar Sätze weiter spricht Böhme mit dem befreundeten Doktor Curtius:]

Böhme erzählte ihm nun von dem gestrigen Heimweg und von dem geheimnisvollen Anruf beim Kreuzbrunnen. Curtius darauf:
<Auch mich hat das Wort in einem Traum angefallen, und ich weiß nicht, was es bedeuten soll. Vielleicht ereignet sich etwas in der geistigen Welt, was in unserer Sprache dem Wort Rosenkreuz entspricht. Es muss eine geheime höhere Kraft sein, die nach einer Manifestation drängt. Ich werde unserem Freund Walter darüber nach Dresden schreiben. Vielleicht weiß er etwas davon.>

Rosenkreuz! – dieses Wort beflügelte den Meister Böhme im Wachen und im Schlaf.

Franz Spunda, Das mystische Leben des Jakob Böhme

Hoffnung auf den „Rosenkreuz-Kaiser“: „Winterkönig“ Friedrich V.

In Spundas Roman setzen Böhme und seine Freunde große Hoffnungen in Friedrich V., einen Wittelsbacher und Kurfürst von der Pfalz, der 1619 die Königswürde von Böhmen annahm. Sein Glück währte nicht lange, die katholischen Mächte siegten, der Protestant musste bereits 1620 fliehen und verlor damit das Königreich Böhmen, die Pfalz und seine Kurwürde. Er ging als „Winterkönig“ in die Geschichte ein. Böhme soll zu den Kreisen gehört haben, die auf eine große Weltreformation hofften und glaubten, Friedrich sei der kommende Rosenkreuz-Kaiser.

Lektüre der Rosenkreuzer-Schriften

Zu Jakob Böhmes Lebzeiten (1575 – 1624) wurden die drei Rosenkreuzer-Schriften Der Ruf der Rosenkreuzer-Bruderschaft (Fama Fraternitatis, 1614), Das Bekenntnis der Rosenkreuzer-Bruderschaft (Confessio Fraternitatis, 1615) sowie die Alchymische Hochzeit des Christian Rosenkreuz (1616) veröffentlicht. In Spundas Roman vertieft sich Böhmes Freundeskreis gemeinsam in diese Werke.

Zum Buch (Hinweis: Bezahlter Link):

Franz Spunda: Das mystische Leben des Jakob Böhme

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